München. Monatelang hatten sich die Automanager auf diesen Moment vorbereitet. Kaum waren Mitte Januar die internationalen Sanktionen gegen den Iran endgültig gefallen, flogen hochrangige Vertreter aus Paris, München, Stuttgart und Ingolstadt nach Teheran, um Nägel mit Köpfen zu machen.
An die Spitze der Iran-Bewegung setzte sich Renault-Nissan-Präsident Carlos Ghosn. Er kündigte eine "weit massivere Präsenz" des französischen Autobauers im Iran an. Der Markt werde "um mindestens 50 Prozent wachsen", zeigte sich Ghosn optimistisch. "Wir warten jetzt darauf, dass die Ampel von Gelb auf Grün springt", sagte er beim Wirtschaftsgipfel in Davos mit Blick auf viele anhaltende Unwägbarkeiten in der iranischen Politik.
Renault kann bei seinen Iran-Plänen nun Geld verwenden, auf das die Franzosen jahrelang keinen Zugriff hatten. Wegen der Sanktionen kam der Hersteller nicht an rund 514 Millionen Euro heran, die bei iranischen Banken eingefroren waren. Auch andere westliche Unternehmen kommen nun wieder an ihr Geld. Mit diesem Kapital im Rücken will Ghosn nichts weniger als der größte Autobauer im Iran werden.
Er kann dabei zwei Trümpfe ausspielen: Zum einen war Renault nie ganz aus dem Iran verschwunden, sondern hatte eine CKD-Fertigung aufrechterhalten, unter anderem mit dem beliebten SUV Koleos. Insgesamt fahren deshalb fast 500.000 Renault- und Dacia-Fahrzeuge auf Irans Straßen. Zum anderen verfügt Renault mit Dacia über eine günstige Einstiegsmarke, die ein schnell wachsendes Massengeschäft ermöglichen könnte.
"Im Jahr 2020 rechnen wir mit einem Markt von rund zwei Millionen Neufahrzeugen im Iran", sagt Bernard Cambier, bei Renault zuständig für die Region Afrika, Naher Osten, Iran und Indien. Renault ist ihm zufolge in "fortgeschrittenen Gesprächen" mit den beiden lokalen Autobauern Iran Khodro und Saipa, um die Modellpalette auszuweiten. Bislang baut Renault mit Iran Khodro den Dacia Logan Pick-up und mit Saipa den Dacia Sandero.