"Ohne Bosch stünde die deutsche Automobilindustrie nicht dort, wo sie steht – an der Spitze.“ Diesen Satz habe ich schon von vielen Automanagern gehört, von Bernd Pischetsrieder und Jürgen Hubbert über Wendelin Wiedeking bis zu Martin Winterkorn. Man könnte also meinen, für den neuen Bosch-Chef Volkmar Denner ginge es nun vor allem darum, diese Position zu verteidigen: die des Technologie- und Weltmarktführers. Wenn es allein das wäre. Von Denner wird schon deutlich mehr erwartet, als nur das 125-jährige Erbe von Robert Bosch zu verwalten. Das Unternehmen muss sich wandeln, um das zu bleiben, was es ist.
Das fängt schon beim Image an, das Bosch bei jungen Berufseinsteigern hat. Ein Stiftungsunternehmen mag vielen sympathischer sein als ein finanzmarktgetriebener Konzern. Doch manche verwechseln auch Nachhaltigkeit mit Behäbigkeit. Die Sicherheit, die ein großes, stabiles Unternehmen wie Bosch bietet, fördert auch Beamtenmentalität. In einem solchen Umfeld bei den Mitarbeitern die nötige Dynamik und den Innovationswillen zu fordern und zu fördern, das ist die schwerste Aufgabe des "F1“. Hermann Scholl und Franz Fehrenbach haben dazu ein eigenes Managementprogramm ins Leben gerufen. Nie sah man sie ohne den "BeQik“-Sticker. Damit haben sie gezeigt, dass sie das Problem zumindest erkannt und an Lösungen gearbeitet haben.
Volkmar Denner geht einen anderen Weg. Der Physiker, der eher aus der IT-Welt kommt als aus dem Maschinenbau, nimmt sich Apple zum Vorbild: ein Unternehmen, das die Wünsche seiner Kunden früher kennt als sie selbst. Wenn er es ernst meint mit dem Kulturwandel, wird es künftig bei Bosch erlaubt sein, Fehler zu machen, querzudenken und neue, riskante Wege zu gehen. Denner hat den 300.000 Mitarbeitern klargemacht, dass Tradition und Marktstellung kein Garant für eine erfolgreiche Zukunft sind. Beispiele wie Delphi, General Motors oder Nokia zeigen, dass er recht hat. Der Abstieg geht schneller als der Aufstieg. Bosch ist zwar ein kerngesundes, gut geführtes Unternehmen. Doch es muss jetzt sicherstellen, dass auch die nächste Generation von Automanagern sagen kann: Ohne Bosch stünden wir nicht da, wo wir sind – an der Spitze.