Wolfgang Bernhard ist nicht zu beneiden. Während seine Managerkollegen bei Daimler einen Rekord nach dem anderen feiern, muss der Lkw-Chef für seine Sparte schlechte Nachrichten verkünden. Der Absatz wird 2016 um über zehn Prozent auf 450.000 Einheiten schrumpfen und ist damit unter dem Niveau von 2012. Anfang des Jahres war Bernhard (56) noch davon ausgegangen, die Verkäufe stabil halten zu können. Doch die Prognosen wurden mehrfach revidiert. Der Umsatz brach in den ersten drei Quartalen um fast 20 Prozent auf unter acht Milliarden ein, beinahe ebenso stark der Gewinn, der noch 1,6 Milliarden Euro betrug. Die Zielmarge von acht Prozent ist inzwischen in weite Ferne gerückt.
Ein Hauptgrund für das schlechte Abschneiden ist die Lage auf vielen Märkten. So ist der Absatz im wichtigen Land USA in diesem Jahr um mehr als zehn Prozent zurückgegangen. In Brasilien ist die Talsohle immer noch nicht erreicht, auch in der Türkei gehen die Verkäufe deutlich zurück. In Indien, wo Daimler vor einigen Jahren ein eigenes Lkw-Werk hochgezogen hat, ist das Wachstum im dritten Quartal zum Erliegen gekommen. Auch für Europa, wo es bisher gut lief und wo vor allem die hochpreisigen Modelle wie der Actros verkauft werden, deutete sich für das letzte Quartal eine Stagnation an. Immerhin zeigt der Trend in Russland wieder nach oben. Und in Indonesien, wo der Rückgang 2015 ein Drittel betrug, sei die politische Lage besser als zuletzt. Dort werde sich Daimlers Nutzfahrzeugsparte "neu aufstellen", wie Bernhard auf der IAA im Herbst ankündigte.