Der Einzelhandel in Deutschland will sich zwar weiter am Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos beteiligen, muss dabei aber immer höhere Hürden überwinden. „Die Rahmenbedingungen könnten noch deutlich verbessert werden, um der Zukunftstechnologie zum Durchbruch zu verhelfen“, sagte ein Sprecher der Supermarktkette Rewe der Automobilwoche.
So könnten die hohen Kosten von rund 30.000 Euro für eine normale Stromtankstelle derzeit zu maximal 60 Prozent durch eine Bundesförderung kompensiert werden. Wenn der Parkplatz nicht rund um die Uhr zugänglich sei, reduziere sich die Summe um 50 Prozent. „Dies führt im Umkehrschluss dazu, dass auch nur die Hälfte der möglichen Ladestationen gebaut wird“, sagt Jan-Oliver Heidrich, Vorsitzender des Energieausschusses im Handelsverband HDE und Chef der Rewe-Tochter Energie-Handels-Gesellschaft (EHA). Viele investierten stattdessen lieber in eine schöne Möblierung oder eine sparsame Beleuchtung ihres Markts.
Völlig unklar ist noch, welche Rolle die Ladestationen auf den Parkplätzen der Filialen im bundesweiten Netz spielen sollen. Weil die Nutzungsdauer meist auf die Zeit des Einkaufs beschränkt ist, lässt sich damit höchstens die Reichweite verlängern, ein Auto aber nicht voll aufladen. „Wir gehen davon aus, dass die allermeisten Kunden andere Lademöglichkeiten haben und dies nur als Ergänzung sehen“, sagt Heidrich.
Damit taugen die Ladestationen aber nicht zum Geschäftsmodell. „Mit dem Verkauf von Strom ist kein Geld zu machen“, bestätigt Heidrich. Das Laden sei derzeit ohnehin kostenlos, weil die Abrechnung teurer käme als der Preis für die Energiemenge. Bei Rewe zweifelt man sogar die positive Wirkung auf das Image der Supermarktkette an. „Experten sind sich einig, dass der apostrophierte Kundenbindungsnutzen einer Stromladesäule auf dem Supermarktparkplatz fraglich ist“, so der Sprecher.
Dazu kommen teilweise technische oder behördliche Vorgaben, die den Firmen das Leben schwer machen. „Nicht immer passen die Pläne der Einzelhändler zu denen der Kommunen, die eine Ladestation vielleicht woanders haben wollen. Außerdem spielen regionale Gegebenheiten wie vorhandene Netzanschlüsse oder kurzfristige Mietverträge eine wichtige Rolle“, sagt Heidrich.