Wenn in einem "Tatort“ das Auto des Kommissars auf die Auffahrt einer Villa fährt, der Kies unter den Rädern knirscht und ein Luxusauto vor der Haustür in Sicht kommt, dann weiß der Zuschauer sofort: Hier wohnt ein Schurke, der Täter kann nicht mehr weit sein. Die Zuschauer wurden längst darauf konditioniert, reich mit böse gleichzusetzen. Dass jemand auf ehrliche Art und Weise ein Vermögen gemacht haben könnte, kommt in der Medienwirklichkeit dieses Landes so gut wie nicht mehr vor. Die Berichterstattung über den Fall Uli Hoeneß hat auch deshalb hysterische Züge angenommen, weil sich hier eine Weltanschauung bestätigt sieht, die Reichtum per se inakzeptabel findet. Da Vermögende aber sensibler sind als allgemein angenommen, bleibt dieses gesellschaftliche Umfeld für deren Konsumverhalten nicht folgenlos.
So dürfte die neue Mercedes S-Klasse, die ja auch den Maybach ersetzen soll, in Deutschland nur schwer verkäuflich sein. Erste Fotos von dem neuen Luxus-Mercedes lassen erahnen, dass dessen Linien auch eher dem chinesischen als dem europäischen Geschmack folgen. Das Phänomen ist nicht ganz neu: Schon heute kaufen viele gut betuchte Kunden statt einer großen Luxuslimousine lieber ein top ausgestattetes Oberklassemodell oder ein SUV. Darunter mussten auch schon die Verkaufszahlen des Siebener BMW, des Audi A8 und Jaguar XJ leiden. Dass sich dieser Trend in die unteren Fahrzeugsegmente fortsetzt, ist offenbar noch nicht von allen Autoherstellern erkannt worden. Doch es gibt eine steigende Nachfrage nach Luxus- Kleinwagen.
Der Erfolg des Smart Brabus, den man als Sondermodell "Tailor Made“ problemlos in die Preisregion von über 20.000 Euro konfigurieren kann, ist ein deutlicher Fingerzeig in diese Richtung. Auch die Sonderserie "Inspired by Goodwood“, die den Mini Cooper mit Rolls-Royce-Ausstattung 50.000 Euro teuer machte, war schnell ausverkauft. Die Marketingabteilungen der Autohersteller stehen diesem Luxus-Downsizing recht ratlos gegenüber. Der Kleinwagen für ältere, gut betuchte Kunden fehlt noch im Programm. Mini, Audi A1 und Fiat 500 zielen oft auf eine junge Kundschaft. Doch die Zahl der älteren Kunden wächst, die "den Nerz nach innen tragen“ wollen – und das Geld dazu haben.