Las Vegas. Als Dieter Zetsche im Chelsea Theatre im Rahmen der CES in Las Vegas über die Mobilität der Zukunft spricht und seine Thesen mit dem futuristischen Mercedes- Modell F 015 eindrucksvoll belegt, ist auch dem letzten Zweifler im Publikum klar: Das autonome Fahren ist keine Utopie, die Technik ist bereit. Und die Argumente für das autonome Fahren sind nachvollziehbar: Der Mensch wird als Fehlerquelle ausgeschaltet, das Ziel von Mobilität ohne Verkehrstote rückt näher. Die Straßen in den Städten sind ohnehin so voll, dass Autofahren nur noch Stress, nicht mehr Spaß verspricht. Da lenkt besser das Auto und der Fahrer liest Zeitung.
Allein: Die Rechtslage setzt einen engen Rahmen. Die UN-Wirtschaftskommission für Europa begrenzt autonomes Fahren auf 10 km/h. Der Fahrer muss zudem das System jederzeit übersteuern können. Zum hochautomatisierten Fahren gibt es den Vorstoß der UN, das Wiener Übereinkommen zu erweitern, das europaweit den Verkehr regelt. Aufgenommen werden soll der Passus: „Systeme, mit denen ein Auto autonom fährt, sind zulässig, wenn sie jederzeit vom Fahrer gestoppt werden können.“
Für diese Anpassung tritt auch das deutsche Verkehrsministerium ein, wie ein Sprecher erläutert: „Wenn der Vorschlag zur Änderung des Wiener Übereinkommens nicht von mehr als einem Drittel der Vertragsparteien abgelehnt wird, tritt er für diejenigen in Kraft, die explizit zugestimmt oder sich nicht geäußert haben. Deutschland hat diese Änderung mitinitiiert und wird daher aktiv zustimmen.“
Audis Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg geht es in Deutschland trotzdem nicht schnell genug. Die aktuelle Situation ermögliche es nicht, bei der Automatisierung international vorne mitzuspielen, erklärt er im Interview. Dabei dürfen Hersteller in Deutschland mit Genehmigung selbstfahrende Autos auf öffentlichen Straßen testen. Im Jahr 2013 fuhr eine autonome S-Klasse auf den Spuren von Bertha Benz von Mannheim nach Pforzheim. BMW testet Systeme zwischen Münchner Flughafen und City.
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Audi selbst hätte die pilotierte Testfahrt, die von Stanford nach Las Vegas zur CES führte, auch in Deutschland machen können, wenn auch „mit Einschränkungen“, wie ein Audi-Sprecher erläutert. Die US-Journalisten, die auf der Fahrt in den USA abwechselnd hinter dem Steuer saßen, hätten dies aus rechtlichen Gründen hier nicht gedurft. „Wir wünschen uns nicht nur eine Aufweichung der Gesetze, damit diese Autos in Deutschland irgendwann auf den Markt kommen können“, heißt es bei Audi. Man benötige im öffentlichen Verkehr entsprechende Testabschnitte mit Sensoren. „Testfahrten sind auf deutschen Autobahnen, auf denen die Geschwindigkeit hoch und oft nicht eingeschränkt ist wie in den USA, ein großes Risiko. Aber wir können pilotierte Systeme, die wir in den USA nach deren Regeln testen, nicht in Deutschland anbieten. Wir brauchen eine Entwicklung unter Realbedingungen“, so ein Sprecher.
Kurz nach diesen Aussagen von Audi-Vorstand Hackenberg sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt der FAZ, dass er einen Testabschnitt auf der A9 plane. Die ersten Maßnahmen für das Pilotprojekt "Digitales Testfeld Autobahn" sollten bereits in diesem Jahr starten.