Peking. Nissan eröffnete nahezu zeitgleich in der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian die vierte Fabrik des Joint Ventures mit Dongfeng Motor. Dort sollen zunächst SUVs von Nissan gebaut werden. 150.000 können es pro Jahr sein. Die Fahrzeughersteller setzen damit auf ein weiterhin starkes Wachstum im größten Automarkt der Welt – auch wenn dieser Markt derzeit etwas schwächelt. Der staatsnahe Verband der chinesischen Autohersteller (CAAM) reduzierte Ende Oktober seine Wachstumsprognose für 2014 bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr auf jetzt nur noch fünf Prozent. „Im August und September haben sich die Autoverkäufe ganz offensichtlich verlangsamt“, sagte CAAM-Generalsekretär Dong Yang. Zu Jahresbeginn hatte der Verband noch ein Wachstum von zehn Prozent erwartet, nachdem es im vergangenen Jahr gar bei 14 Prozent gelegen hatte. Die Flaute betrifft zwar vor allem leichte Nutzfahrzeuge. Doch mussten im September einige Pkw-Hersteller ebenfalls Einbußen hinnehmen – neben den stetig Marktanteile verlierenden lokalen Firmen unter anderem Nissan. Die Unternehmen lassen sich aber von derlei Wachstumsdellen bisher nicht abschrecken. Sie errichten neue Fabriken, darunter auch Volkswagen in Qingdao und Tianjin. In Tianjin baut VW auch sein Doppelkupplungsgetriebe DSG. In Chengdu legte das französisch- chinesische Joint Venture Dongfeng Peugeot Citroën gerade den Grundstein einer Fabrik für jährlich bis zu 360.000 Autos, die für Chinas Westen gedacht sind. Die Nachbarstädte Chengdu und Chongqing im Südwesten des Landes entwickeln sich zunehmend zu einem der größten Automobil-Cluster des Landes. Die Fabrik, in die PSA und Dongfeng umgerechnet knapp 1,6 Milliarden Euro investieren, soll 2016 die Produktion aufnehmen. Zudem beschloss das Dreier- Joint-Venture aus General Motors, SAIC und Wuling den Bau einer weiteren Fabrik für die Joint- Venture-Marke Baojun am Firmenstandort Liuzhou. Auch Zulieferer bauen im Gefolge der Autobauer ihre Produktionen aus. Der spanische Metallkomponenten- Hersteller Gestamp etwa eröffnete jüngst nahe Guangzhou seine achte Fabrik in China. Das Land werde im nächsten Jahr zum drittgrößten Markt des Unternehmens, kündigte Geschäftsführer Francisco Riberas an. Der Umsatz in China werde in diesem Jahr um 26 Prozent auf über 500 Millionen Euro steigen. Gestamp beliefert mehrere Autobauer, darunter VW, BMW und Daimler.
Wachstumsmarkt China
Auto-Reich der Mitte
Die internationalen Autohersteller weiten ihre Produktionskapazitäten in China immer stärker aus. Jaguar Land Rover eröffnete gerade in Changshu, 90 Kilometer westlich von Schanghai, die bislang einzige Auslandsfabrik des Unternehmens. Als erstes Modell wird dort der Range Rover Evoque vom Band rollen. Die Fabrik des Joint Ventures mit Chery Automobile ist für jährlich 130.000 Autos ausgelegt. Seit der Modelleinführung sei jeder fünfte Evoque in China verkauft worden, betonte Jaguar Land Rover- Geschäftsführer Ralph Speth bei der Eröffnung. Mit der neuen Fabrik wolle man „mehr chinesische Autos zu chinesischen Kunden bringen“. Zweites Modell in Changshu soll der Discovery Sport werden. Insgesamt wollen Jaguar und Chery umgerechnet rund 1,4 Milliarden Euro investieren. Zu dem neuen Werk gehört auch eine Motorenfabrik, die noch im Bau ist und ab 2015 produzieren wird.