Hamburg. In der Autoindustrie trifft der Azubi-Mangel speziell die kleinen und mittelständischen Unternehmen. „Probleme in der Automobilindustrie haben insbesondere hoch spezialisierte Zulieferer“, sagt Hubert Schöffmann von der Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern. Während starke Marken wie VW oder BMW gefragt sind, würden Betriebe mit weniger Strahlkraft den Mangel an interessierten Schulabsolventen spüren. Sie müssen sich Maßnahmen überlegen, diesem Trend zu begegnen. Von Lockangeboten mit Leihfahrzeugen oder Firmenhandys hält Schöffmann allerdings wenig: „Die Firmen sollten besser die ganze Bandbreite des Ausbildungsangebots deutlich machen. Denn wenn tatsächlich vor allem das kostenlose Handy reizvoll ist, kann man die Motivation des Bewerbers durchaus hinterfragen.“ Carcoustics zum Beispiel, Spezialist für akustische und thermische Anwendungen, setzt lieber auf herkömmliche Rekrutierung und praxisnahe duale Studiengänge. Einerseits ist der Zulieferer mit Bewerbertrainings an Schulen und auf Ausbildungsmessen präsent, andererseits bildet das Unternehmen Schulabsolventen in drei dualen Studiengängen aus. „Mittlerweile gehen 50 Prozent mehr Bewerbungen für duale Studiengänge als für die Ausbildungsberufe ein“, sagt Thomas Sundermann, Personalleiter bei Carcoustics.
Auszubildende mit Dienstwagen ködern
Diesen Weg begrüßt man bei der IHK ausdrücklich. „Wir raten auch kleineren Betrieben, an die sogenannten High Potentials, also an kommende Führungskräfte, heranzutreten“, sagt IHK-Ausbildungsexperte Schöffmann. Das duale Studium sei hierfür ideal. Doch würden viele Entscheidungsträger in kleinen Unternehmen glauben, sie könnten die mit einer akademischen Ausbildung verzahnte Lehre schon aus logistischen Gründen nicht anbieten. „Dabei ist dies meist sehr unproblematisch“, so Schöffmann. Für den Mangel an Azubis gibt es laut IHK drei Gründe. Schöffmann: „Erstens gibt es den demografischen Wandel“, also eine abnehmende Zahl von Schulabgängern. „Zweitens kommt dazu die wachsende Zahl weiterführender Schulen, wir haben also längere Schullaufbahnen. Und drittens gibt es einen Trend zur Akademisierung.“ Vor allem diesen Zuwachs an Hochschulabsolventen kritisiert Schöffmann: „Die Politik hat jahrzehntelang darauf gesetzt, mehr Abiturienten und Studenten zu erreichen. Dabei ist das eigentliche Rückgrat des Systems die Kombination von akademischer Bildung und qualifizierenden Ausbildungsberufen.“ Diese aber hätten durch die Fokussierung auf die universitäre Ausbildung an Attraktivität verloren. Und da hilft auch kein Dienstwagen auf dem Azubi-Parkplatz.