Wie schwierig es ist, in einem großen Konzern wie Volkswagen mit eingefahrenen Strukturen eine neue Kultur der Offenheit zu etablieren, musste zuletzt der gerade seines Vorstandsvorsitzes enthobene Matthias Müller lernen.
Beim Versuch, eine neue Unternehmenskultur auf den Weg zu bringen, sei VW „sicher noch am weitesten vom Ziel entfernt“, sagte Müller, als er noch an der Spitze des Wolfsburger Konzerns stand. Auch ihm gehe „der Wandel oft noch nicht schnell und mutig genug voran“, so Müller.
Für Ralf Landmann, Partner beim Beratungsunternehmen Spencer Stuart, ist das kein Wunder. „Bei vielen Autoherstellern prallen zurzeit zwei Welten aufeinander: Da sind auf der einen Seite die großen Tugenden von Leistung, Autorität und Sicherheit. Und auf der anderen Seite geht es um das Lernen, die Freude an der Arbeit, Zusammenarbeit, flachere Hierarchien, agileres Handeln.“
Er hält diesen Wandel für überlebensnotwendig: „Man braucht in der Branche Führungskräfte, die auf Augenhöhe mit den Waymos und Apples dieser Welt sprechen können.“Die Führungselite der Industrie habe dies längst verstanden, sagt der Berater. Das Problem sei oft die Umsetzung im Gesamtunternehmen. Zudem sei ein Unternehmen kein monolithischer Block. „In Stuttgart ticken Manager anders als in Buenos Aires oder in Seoul.“
Kultureller Wandel brauche zudem Zeit. „Zwei Jahre sind sicher ein Minimum für spürbare Veränderungen im Gesamtunternehmen, auf der Top-Ebene kann es aber durchaus auch schneller gehen. Und es ist nicht damit getan, die Leute an der Spitze auszuwechseln.“ Diese Erkenntnis dürfte sich in Wolfsburg nach dem Wechsel von Martin Winterkorn zu Matthias Müller ebenfalls durchgesetzt haben.
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