München. Osteuropa zieht dank niedriger Produktionskosten nach wie vor ausländische Zulieferer an, die oftmals auch dem Ruf der Autohersteller folgen. Das zeigt sich derzeit beim neuen polnischen VW-Werk, das nahe Posen den Crafter-Nachfolger bauen wird. Der deutsche Mittelständler Kirchhoff, der in Polen bereits drei Werke betreibt, baut dafür einen vierten Betrieb in Gniezno. Der Ausbau des Škoda-Werks im tschechischen Kvasiny, das künftig neben Yeti und Superb neue SUV-Modelle fertigen wird, zieht neue Zulieferer wie die portugiesische Firma Simoldes Plásticos an, die in Rychnov nad Knežnou unweit von Škoda investiert. Ein neues Autowerk will Jaguar Land Rover bauen, als Favoriten bei der Standortwahl gelten Polen und die Slowakei.
Deutsche Zulieferer kommen
Osteuropa ist auch für immer mehr deutsche Zulieferer interessant. Allein in Polen haben sie zuletzt mehrere Werke angekündigt. So errichtet Muhr und Bender (Mubea), ein Leichtbau-Experte für hoch beanspruchbare Federkomponenten, der bislang in Osteuropa nur in Tschechien produziert, eine Produktionsanlage in Ujazd. Räderhersteller Uniwheels baut bereits die dritte Produktionsstätte in Stalowa Wola. A. Kayser Automotive Systems zieht mit seinem zweiten polnischen Werk an die tschechische Grenze. In der Nähe von Klodzko werden Vakuum-, Luft- und Kraftstoffleitungen produziert. Ralf Jakubiak, Geschäftsführer in Polen, begründet die Wahl mit der Eingliederung in eine Sonderwirtschaftszone, die finanzielle Vorteile bringt. „Außerdem ist es im Vergleich zur Region Posen leichter, Arbeitskräfte zu finden“, sagte Jakubiak im Gespräch mit der Automobilwoche.
Auf Osteuropa fiel bei mehreren Zulieferern aus Nordamerika und Asien die Wahl, als es um den Standort für ihr erstes Werk in Europa ging. So hat sich die US-Firma Global Steering Systems für das polnische Opole entschieden, obwohl laut Unternehmenschef Larry Finnell auch Standorte in Tschechien, Spanien und Deutschland geprüft wurden. Zu weiteren Firmen, die in der jüngsten Zeit neue Fabriken in Ostmitteleuropa angekündigt haben, zählen der Kunststoffteilehersteller ABC (Polen), Brose und die französische CCN-Gruppe, ein Anbieter von Turboladerteilen (beide Slowakei), der Federnhersteller NHK Spring und Samvardhana Motherson Peguform (beide Ungarn) sowie Tsubakimoto (Tschechien), ein Hersteller von Antriebstechnikkomponenten. Vor allem in Tschechien und der Slowakei investieren gerade mehrere koreanische Zulieferer, die in erster Linie Hyundai und Kia beliefern, in den Kapazitätsausbau.
Südeuropa gefragt
Der Kostendruck führt auch in Südosteuropa zur Ansiedlung neuer Unternehmen aus der Autobranche. In Rumänien etwa werden Kapazitäten deutlich erweitert. Firmen wie Continental, Dräxlmaier oder der Kabelbaumanbieter Yazaki betreiben im Land jeweils mehrere Standorte. Allein Continental mit sechs rumänischen Standorten für Produktion sowie Forschung und Entwicklung und rund 15.000 Beschäftigten wird 2015 laut Vorstandschef Elmar Degenhart mehr als 1000 Mitarbeiter einstellen. In Serbien errichtet das französische Unternehmen Hutchinson eine Produktionsstätte in der Stadt Ruma. Die spanische Firma Teknia, die Teile aus Kunststoff und Metall zuliefert, hat den serbischen Zulieferer Promotor Irva übernommen.
Einen Ausbau ihres serbischen Werks für Sitzheizungen, Sensoren und Kabel in Indjija plant auch die deutsche Firma I.G. Bauerhin, die auch in Tschechien produziert. Mittelfristig soll von 1300 auf 1800 Mitarbeiter aufgestockt werden „In Tschechien wird es zunehmend schwierig, geeignete Mitarbeiter zu bekommen. Und das Lohnniveau in Serbien ist niedriger“, sagte Geschäftsführer Josef Hilmer über die Entscheidung für eine Expansion in Serbien in einem Gespräch mit der Automobilwoche.