Audi will Weichen für die Zukunft stellen

München. Bei Audi ist die Stimmung nach dem Abgang vonEntwicklungsvorstand Stefan Knirsch auf dem Tiefpunkt. Vor allem Knirschs Mitarbeiter aus dem Entwicklungsteam bedauern das Ausscheiden ihres Chefs, wie die Automobilwoche aus Unternehmenskreisen erfuhr. Ende September hatten die Ingolstädter offiziell bestätigt, dass Knirsch das Unternehmen verlässt.

Damit verliert Audi den vierten Entwicklungsvorstand in vier -Jahren. Audi-Chef Rupert Stadler hatte große Hoffnungen in Knirsch gesetzt, nachdem dessen Vorgänger Ulrich Hackenberg infolge des Abgasskandals seine Hut nehmen musste. Nun stolperte auch Knirsch über den Skandal, obwohl er im Zeitraum der Entwicklung der Betrugssoftware nicht im VW-Konzern beschäftigt war.

Der 50-Jährige hatte im Dezember 2015 vor dem Aufsichtsrat eine Ehrenerklärung abgeben, wonach er von den Vorgängen nichts wusste. Die Ermittlungen der von VW beauftragten Kanzlei Jones Day zeigen jedoch ein anderes Bild. Auch Audi-Chef Rupert Stadler war von Jones Day und dem Aufsichtsrat des VW-Konzerns befragt worden. Gegen ihn ergaben sich jedoch keine Verdachtsmomente.

Laut Betriebsratschef Peter Mosch fehlt nun die Vertrauensbasis für eine weitere Zusammenarbeit mit Knirsch. Die Mitarbeiter waren vor der offiziellen Bekanntgabe vom Betriebsrat über die Trennung informiert worden.

Auch die Konzernführung wandte sich bereits in einem Brief an die Belegschaft. Darin erklärte der Vorstand nach Informationen der Automobilwoche, dass er die Untersuchungen unterstütze und die Vorgänge vollkommen und ohne Rücksicht auf Namen und Position der Personen aufgeklärt würden. Es sei nun wichtig, die Weichen für die Zukunft zu stellen und für die Kunden da zu sein. Am 5. Oktober werden die jüngsten Entwicklungen auch Thema in der Betriebsversammlung sein, in der Mosch und Stadler zur Belegschaft sprechen werden.

Knirschs Aufgaben übernimmt kommissarisch Horst Glaser, Leiter der Chassis-Entwicklung. Er hatte in der Vergangenheit denEntwicklungsvorstand bereits vertreten.