Genf. Obwohl die genaue Rolle von Bosch im VW-Abgasskandal noch nicht geklärt ist, zeichnet sich bereits ab, dass der Technologie-Konzern am Ende sogar zu den Profi teuren des Diesel-Debakels zählen könnte. Die EU hat die Typzulassungen für Kraftfahrzeuge nach Bekanntwerden der Manipulationen in den USA schneller reformiert als geplant. Das könnte Bosch zugute kommen, denn vor allem die Einführung der RDE-Tests, die eine Einhaltung der Grenzwerte etwa für Stickoxide auch im Alltagsbetrieb auf der Straße verlangen, macht den Einsatz der neuesten Abgasreinigungssysteme erforderlich. Bosch gehört zu den größten Lieferanten dieser Komponenten und dürft e sich über Zusatzgeschäft freuen.
"Auch für Zulieferer ist das sportlich", sagte Rolf Bulander, Geschäftsführer für Mobilitätslösungen bei Bosch, der Automobilwoche am Rande des Genfer Automobil-Salons. "Wenn die Nachfrage nach Abgasreinigungssystemen für Dieselmotoren ansteigt, müssen die Zulieferer in Produktionskapazitäten investieren, um diese bedienen zu können."
Wer beim Konzern nach einer möglichen Mitschuld am Diesel-Betrug fragt, bekommt meist eine Antwort wie diese von Bulander: "Wir werden die Vorgänge gründlich aufklären. Den finalen Untersuchungsergebnissen und ihrer Bewertung durch Behörden und Gerichte werden wir nicht durch eigene Äußerungen vorgreifen." Bosch lieferte an VW die Software, mit der der Betrug möglich wurde.
Die Ziele des RDE-Tests zu erreichen, sei für Hersteller wie Zulieferer zeitlich sehr anspruchsvoll. Der RDE-Test wird im September 2017 eingeführt. Dann gilt der Stickoxid-Grenzwert von 80 Milligramm je Kilometer für Euro-6-Fahrzeuge praktisch in allen Fahrsituationen. Für eine Übergangszeit ist je doch eine Abweichung um den Faktor 2,1 möglich. "Obwohl beispielsweise nur noch eine Wintersaison für Erprobungen in der Kälte bleibt, sind wir zuversichtlich, dass es machbar ist", so Bulander. Bosch unterstütze auch die weitere Absenkung des sogenannten Konformitätsfaktors auf 1,5 und stelle sich der technischen Herausforderung.