München. Der Veränderungsprozess im Interieurmarkt nimmt Fahrt auf. So hat der US-Zulieferer Johnson Controls kürzlich angekündigt, sich von seinem Automobilgeschäft zu trennen. Für den Verkauf des Bereichs, der mit Sitzen und Interieurkomponenten 2014 rund 21,9 Milliarden Dollar Umsatz erzielt hat, will sich das Unternehmen mehrere Monate Zeit nehmen. „Eine Veräußerung der Automotive- Sparte von Johnson Controls im Gesamten halten wir für eher unwahrscheinlich, da potenzielle Investoren vor allem am Sitzebereich interessiert sein dürften und das Interieurgeschäft eher als weniger attraktiv ansehen“, erklärt Robert Schulhauser von der Unternehmensberatung Graf Lambsdorff & Compagnie. Eine Übernahme des 30-Prozent- Anteils von Johnson Controls an dem Gemeinschaftsunternehmen Yanfeng Automotive Interiors durch den Partner Yanfeng Automotive Trim Systems hält er für denkbar und eine für beide Parteien konsequente Lösung. Bereits im April hatten der US-Zulieferer und das zum chinesischen SAIC-Konzern gehörende Unternehmen Yanfeng das Joint Venture gegründet, um mit mehr als acht Milliarden Euro Umsatz den weltweit größten Anbieter im Interieurbereich zu etablieren.
Ausgliederung der Sitzsparte
„Für den Geschäftsbereich Sitze halten wir eine Ausgliederung in ein eigenständiges Unternehmen, was die Grundlage für den Verkauf an einen strategischen Investor darstellt, für am wahrscheinlichsten“, so Schulhauser. Ein Börsengang des Sitzegeschäfts sei ebenfalls denkbar, hänge aber stark vom Timing und dem Marktumfeld ab. Für Jürgen Pieper, Autoanalyst beim Bankhaus Metzler, sind die Ausgliederungspläne von Johnson Controls „überraschend“ gekommen. Den Zeitpunkt für einen Börsengang schätzt er als „günstig“ ein, da Papiere aus der Automobilindustrie gefragt seien. Beim Sitzegeschäft hält Schulhauser Übernahmen durch die direkten Wettbewerber Lear oder Faurecia aus kartellrechtlichen Gründen für unwahrscheinlich. Er schätzt den Wert der Automotive-Sparte von Johnson Controls auf neun bis zwölf Milliarden Dollar. Davon taxiert er alleine den Sitzebereich auf bis zu zehn Milliarden Dollar.