Herr Santel, die ID-Familie wird im Agentursystem vertrieben. Was sind die Vorteile?
Zunächst einmal freuen wir uns, dass von unseren Händlern 100 Prozent der Partner dem neuen Agenturvertrag zugestimmt haben. Wir haben den Agenturvertrag mit dem Händlerverband ausgearbeitet und sind von diesem Ansatz überzeugt. Im Agenturmodell agieren die Händler als Vermittler von Verkäufen an Privat- und kleine Gewerbekunde. Sie kümmern sich um die Akquisition, Beratung, Durchführung von Probefahrten, Abwicklung des Geschäfts, sowie die Auslieferung in Abstimmung mit Volkswagen.
Wie sieht die Vergütung aus?
Der vom Kunden am Anfang des Verkaufsprozesses genannte Wunschhändler erhält Provision und Bonus analog zum stationären Geschäft, auch wenn das Fahrzeug online bei Volkswagen gekauft wird. Somit können sich Händler auf eine planbare Vergütung verlassen, unabhängig davon, ob der Kunde sein Fahrzeug online oder im Autohaus kauft. Die Preisstabilität steht im Vordergrund. Wir wollen Ängste und Unsicherheiten beim Handel abbauen, die noch rund um die E-Mobilität bestehen, etwa was die Restwerte oder das Thema Batterie angeht. Wir nehmen dem Handel auch das Bestandsrisiko ab.
Wird VW das Agenturmodell auch auf die Verbrenner anwenden?
Die Agentur ist erst einmal ausschließlich den Produkten der MEB-Plattform(Modularer E-Antriebs-Baukasten, Anm. d. Red.) vorbehalten.
Mit dem Agenturmodell verdienen die Händler tendenziell mehr. Aber reicht das, um die fehlenden Umsätze im Aftersales auszugleichen?Ja. Die Händler haben eine feste Marge, der Bruttoertrag pro Fahrzeug ist planbar und auf einem Niveau, das nicht jedes Produkt im Händlereigenvertrieb erzielt. Beim E-Fahrzeug fehlen im Hinblick auf die Reparatur zwar ein paar Teile, die heute noch Ertrag generieren. Aber mit der ID-Familie können sich die Händler auch neue Ertragsquellen erschließen.
Welche?Der Kunde gibt ja im gesamten Prozess seinen Wunschhändler, den sogenannten „preferred dealer“ an. So partizipiert der Händler zum Beispiel jedes Mal, wenn der Kunde kostenpflichtige Zusatzfunktionen dazu bucht. Für diese digitale Aufrüstung von Funktionen, die sogenannten „over the air updates“, muss der Kunde zwar nicht in die Werkstatt, aber der Händler wird trotzdem dafür entlohnt, da wir davon ausgehen, dass er den Kunden entsprechend beraten hat. Also erhält er eine Provision. Beim ID entsteht ein ganzes Ökosystem rund ums Fahrzeug, das kontinuierlich erweitert wird, dem Kunden Mehrwert und Ertragspotenziale für den Handel bietet. Dieses Ökosystem zwischen Fahrer, Fahrzeug und Handel werden wir weiter entwickeln und auch Feedback der Händler und Kunden einfließen lassen.