Königswinter. Online-Bewertungsportale haben Konjunktur – auch in der Autobranche. So hat jüngst die Fahrzeugbörse Mobile.de nach einigen Testmonaten Online-Händlerbewertungen eingeführt. Was als Entscheidungshilfe für Kunden gedacht ist, birgt allerdings auch Risiken.
Vor allem dann, wenn strittig ist, ob es sich bei der Bewertung um eine freie Meinungsäußerung oder um eine unzulässige Beleidigung handelt. "Autohändler sind eine Risikogruppe für negative Bewertungen im Internet", sagte Simon Vondrlik vom Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK), beim Deutschen Autorechtstag in Königswinter.Kundenbewertungen im Netz
Angst vor dem Shitstorm
Händlerbewertungen im Internet beschäftigen auch Juristen. Auf dem Deutschen Autorechtstag erläuterten sie, warum Autohändler als Risikogruppe für negative Bewertungen gelten.
Im Schutz der Anonymität
Kundenbewertungen seien durch die Anonymität des Internets leicht zu missbrauchen. "Eine Tatsachenbehauptung ist nicht nachprüfbar, wenn ich nicht weiß, wer dahinter steht", so der BVfK-Jurist.
Und einen Bewerter, der anonym bleiben will, zu identifizieren, ist angesichts der geltenden Rechtslage schwierig, "weil das Portal die Daten nicht herausgeben muss – es sei denn zum Zwecke der Strafverfolgung", so Vondrlik weiter.
Die Pflichten von Portalbetreibern hatte jüngst der BGH im Fall der Ärzte-Bewertungsseite Jameda definiert (Az. VI ZR 34/15). Demnach haften Portalbetreiber für Bewertungen ihrer Nutzer nur dann, wenn sie "zumutbare Prüfungspflichten" verletzt haben.Rache-Postings gegen Rabattverweigerer
Damit das Internet bei Kundenbewertungen nicht zum rechtsfreien Raum wird, müsse es geleitete Bewertungsprozesse geben, forderte Patrick Kaiser vom Branchenverband des deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK).
Mobile.de will Mißbrauch unter anderem durch transaktionsbezogene Bewertungen verhindern, das heißt, nur diejenigen Nutzer dürfen Bewertungen abgeben, die auch tatsächlich Kontakt mit dem Händler hatten. "Wir sind grundsätzlich für Bewertungen", resümierte BVfK-Vorstand Ansgar Klein, "aber wir wollen keine Rache-Postings, weil es keinen Rabatt gibt, sondern Strukturen und Systeme zur Bewertung. Zurzeit herrscht leider Wilder Westen."Weitere Themen des Deutschen Autorechtstags waren u.a. die rechtlichen Rahmenbedingungen des automatisierten Fahrens, der aktuelle Stand der Brüsseler Konsultationen zur Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung, die Gewährleistungs- und deliktsrechtlichen Konsequenzen des VW-Abgasskandals sowie die Bekämpfung der Tachomanipulation.