Der Berliner Senat und das Land Brandenburg frohlockten. Herbert Diess fühlte sich in seiner ID-Strategie ebenso bestätigt wie die Bundesregierung in ihrer Industriepolitik. Denn Tesla-Chef Elon Musk hatte sein Goldenes Lenkrad lächelnd entgegengenommen und die frohe Botschaft zur geplanten Gigafabrik in Berlin verkündet. Elektro-Balsam für alle.
Musks Lächeln dürfte drei Monate später verflogen sein. Denn der gewiefte Turbounternehmer lernt seither eine völlig neue Lektion: Doing Business in Germany is different! Mit seinem lapidaren Tweet "Sounds like we need to clear up a few things!" geht vielleicht etwas in Kalifornien. Hierzulande ist es damit nicht getan. Zum einen lieben wir baurechtliche Vorschriften. Zum anderen startet hier kein Großprojekt ohne Bürgerbüro. Denn alle wollen zu Themen wie Verkehr, Grundwasser oder Wald gehört werden. Gut, im Falle von Tesla darf schon mal vor Ende des Genehmigungsverfahrens geholzt werden, was sicher auf die Äußerungen von nervöser werdenden Wirtschaftspolitikern zurückzuführen ist. Dass die Grünen-Spitze Baerbock-Habeck beim Thema Tesla beharrlich schweigt, ist ebenso verständlich. Denn in Zeiten des Klimawandels gibt es keine gute Abholzung in Grünheide versus eine schlechte im Hambacher Forst – gleich ob das Label Tesla oder RWE heißt. Fakt ist, dass sich Teslas Turbo-Rodung negativ in unserer Klimabilanz niederschlägt. Zum Schluss wird es dann bei 153 Hektar Kiefernwald eine Gigatonne CO2 gewesen sein.
Noch hofft Musk, dass die Politik es für ihn richten wird. Denn er weiß um die deutsche Angst vor einem globalen Image-GAU. Plan B hat Musk sicher auch in der Schublade. Polen ist nur eine Autostunde entfernt und ebenfalls Teil der EU-Initiative für subventionierte Batteriefertigung. Aber auch Nordböhmen hat Vorteile. Denn in Tschechien versteht man die Kausalität zwischen Wohlstand und Autoindustrie. Und sollte es in der Tesla-Fertigung mal wieder klemmen, sind erfahrene Produktioner bei Škoda sicher schnell gefunden.
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