Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) hat mit den vier Baureihen Caddy, Transporter, Amarok und Crafter alle Hände voll zu tun, sich für den Wettbewerb im kommenden Jahrzehnt aufzustellen. Darüber täuschen auch die aktuellen Rekordabsätze nicht hinweg. Bestseller bleibt die T6-Baureihe, im Volksmund als „VW Bulli“ bekannt. Das Modell rangierte im August in Deutschland auf Platz 14 der Neuzulassungen und ließ sogar den VW Touran (Platz 20) weit hinter sich.
2017 konnte VWN weltweit knapp eine halbe Million Fahr-zeuge verkaufen. Im laufenden Jahr dürften die Hannoveraner diese Marke übertreffen. Zum Halbjahr lagen die Verkäufe 4,8 Prozent im Plus. Aber auf der technischen Seite gibt es viel zu tun.
Die Uhr tickt, vor allem bei den CO2-Emissionen der Flotte. Der Caddy und bei der Transporter-Baureihe T6 die Modelle Caravelle, Multivan und California fallen unter die Kategorie Pkw und müssen damit 2021 zum Flottenziel von 95 Gramm CO2 je Kilometer beitragen.
Diese Hürde wäre wohl nur mitmassiver Elektrifizierung zu schaffen, die derzeit nicht in Sicht ist. Der neue VWN-Chef Thomas Sedran hätte gern die Kompetenz der Marke VW mit ihrer Elektro-Architektur MEB in Anspruch genommen. Doch sein Wunsch blieb in Wolfsburg ungehört. Man sei zu sehr beschäftigt mit der I.D.-Baurei- heund hätte keine Kapazitäten frei, hieß es aus der Zentrale.
In fast allen leichten Nutzfahrzeugen von VW steckt ein Dieselmotor. Und dabei wird es die nächsten Jahre bleiben, wie -Sedran auf der IAA in Hannover sagte: „Wir setzen weiterhin auf den Diesel als Rückgrat der Logistik vieler Branchen.“ Wissen in der Elektrifizierung holt man sich nun übergangsweise bei Abt. Mit dem Allgäuer Veredelungs-betrieb pflegt VWN eine lange Beziehung. Zudem ist Abt in der Formel E engagiert. Anfang 2019 sollen Kunden sowohl einen Abt E-Caddy als auch einen Abt E-Transporter mit elektrischem Antrieb bekommen. Die Batteriekapazitäten sind modular aufgebaut, ermöglichen Reichweiten zwischen 200 und 400 Kilometern. Zu den beiden Abt-Stromern gesellt sich der E-Crafter. Ihn wird es innerhalb der nächsten fünf Jahre vermutlich auch mit Brennstoffzelle geben.