Abgasskandal schlägt sich nicht wie erhofft nieder

Diagnosegeräte und Abgastester gehören zu den wichtigsten Umsatzträgern der Werkstattausrüstungsbranche. Dies liegt vor allem an den gesetzlichen Vorgaben, sagt der neue ASA-Präsident Frank Beaujean. Auch überregionale Teilegroßhändler, die vom Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA) vertreten werden, verkaufen Werkstattausrüstung.

"Der wichtigste Sektor sind Diagnosegeräte inklusive Abgasmessung", bestätigt Hartmut Röhl vom GVA. Freie Werkstätten hätten oft zwei Geräte. "Hella Gutmann zum Beispiel ist stärker bei japanischen und koreanischen Marken, Bosch hat den Schwerpunkt bei deutschen und europäischen Fabrikaten."

Anders als erwartet hat der ­Abgasskandal das Geschäft mit entsprechender Messtechnik allerdings nicht beflügelt, "denn die Autofahrer waren wenig beeindruckt von zu hohen Emissionen. Einen Aufschrei hätte es nur ge­geben, wenn die Leistung nicht mehr stimmt", vermutet Röhl.

Auswirkungen hat Dieselgate auf die Werkstattausrüster dennoch: "Das Thema Endrohrprüfung ist wieder hoffähig geworden", betont ASA-Präsident Beaujean. Er stützt damit auch die entsprechende Forderung des deutschen Kfz-Gewerbes nach der Abgasprüfung am Auspuff.

Dass der Streit um das Kältemittel mittlerweile beigelegt wurde, hat zudem den Klimaservice gestärkt. "Der Bereich Klimatechnik hat wieder deutlich angezogen", bestätigt GVA-Mann Röhl. "Es gibt jetzt zwei Klimamittel, die aber nicht mit gleichem Gerät zu bearbeiten sind. Die Werkstätten stellen sich darauf ein, dass sie zwei Geräte brauchen, Kombi­geräte spielen nur eine geringe Rolle beim Absatz."

Eher negativ dürfte sich künftig dagegen die Elektromobilität auf das Geschäft der Werkstattausrüster auswirken. Denn eine zunehmende Elektrifizierung lässt die Nachfrage nach Produkten für Verbrennungsmotoren sinken. Und ob die Hochvoltmesstechnik diese Lücke schließen kann, darf zumindest bezweifelt werden.

"E-Mobilität erfordert mehr Know-how als Equipment, daher sind in der Werkstatt keine Großinvestitionen nötig", sagt Röhl. ASA-Präsident Beaujean hofft dennoch auf steigenden Bedarf aufgrund der E-Mobilität – "auch mit neuen Geräten und Anbietern". Der ASA denke über einen neuen Arbeitskreis Batteriemanagement/Energieeffizienz nach.

Das Geschäft der Werkstattausrüster wird auch durch die Spezialisten beeinflusst. So forciert der Reifenfachhandel das allgemeine Werkstattgeschäft, denn nach Angaben des Fachhandelsverbands BRV sind diejenigen Reifenbetriebe am profitabelsten, die überdurchschnittlich viel Umsatz mit Autoservice machen.

Auch im ­Bereich der Schadensteuerung rechnen die Werkstattausrüster mit zusätzlichem Geschäft. "Die GVA-Mitglieder erwarten unter anderem steigende Umsätze aufgrund der HUK-Coburg-Aktivitäten", sagt Röhl. Die Entwicklung weg vom reinen Karosserie-Betrieb hin zur allgemeinen Werkstatt erfordere "Investitionen im sechsstelligen Bereich".

Kritisch verfolgen die Werkstattausrüster im GVA die möglichen Konsequenzen der Vernetzung. "Das größte Risiko ist die Monopolisierung des Aftermarket, falls die Telematik-Daten nur einseitig zum Hersteller gelangen", sagt Röhl. "Zusätzlich drohen die Autohersteller, den OBD-Stecker auszutrocknen."

Das sei heute schon erkennbar, zum Beispiel bei Volvo oder der E-Klasse, "wo kaum noch diagnoserelevante Daten auf dem Stecker sind, sodass die neue Fahrzeuggeneration auch nicht mit der bisherigen ­Diagnosetechnik zu warten und zu reparieren ist."