Herr Joas, Sie sagen, dass ein typischer Autohersteller 500 bis 1000 Euro im Verkauf liegen lässt. Ist der Vertrieb so schlecht?
Nein, aber es gibt neue Möglichkeiten in der Datenanalytik, Software und Entscheidungshilfe. Das sind Potenziale, die man bisher nicht so einfach erschließen konnte.
Wo liegt das Geld?
Es sind im Wesentlichen drei Bereiche: Sonderausstattungen, Absatzförderung und Transaktionspreise im Handel.
Wie wollen Sie die Rabatte senken, ohne Kunden zu verlieren?
Das ist der anspruchsvollste Punkt. Die Hersteller brauchen dazu mehr Informationen über die Preisgestaltung im Handel. Und das Verkäuferverhalten muss optimiert werden. Denn der wichtigste Faktor für die Rabatthöhe ist der Verkäufer.
Verkäuferschulungen sind ja nichts Neues.
Die Anstrengungen in der Vergangenheit gingen eher in Richtung Erklärung des Produkts, Standards und Cross Selling als in Richtung Preisqualität. Da ist viel Nachholbedarf.
Wer bekommt den Zusatzertrag?
Unmittelbar landet der Deckungsbeitrag durch bessere Transaktionspreise erst mal beim Händler. Aber wenn der profitabler ist, braucht er weniger Unterstützung vom Hersteller.
Wird der Vertriebschef, dessen Karriere an seinen Jahreszielen hängt, riskieren, durch niedrigere Rabatte Absatz zu verlieren?
Ein Autokauf ist sehr komplex, und Autos sind nur bedingt vergleichbar. Ein Prozent weniger Rabatt führt nicht automatisch zu rückläufigen Stückzahlen. Die Preiselastizität der Kunden ist relativ hoch.
Wie hoch ist die Elastizität?
Was heute mit 15 Prozent Rabatt verkauft wird, kann meist auch für 13 oder 14 Prozent gehen. Das ist für den Kunden immer noch attraktiv, bringt aber einige Hundert Euro mehr Ertrag.
Der zweite Bereich ist die Absatzförderung…
... mit mehreren Tausend Euro Fördermitteln Aufwand pro Auto. Mit einer genaueren Analyse, welche Aktion was bringt, sind sicher zehn Prozent Effizienz möglich.
Das sieht der Hersteller nicht selbst?
Es ist nicht trivial, das datenanalytisch sauber zu messen. Und die Information, dass ein Kunde wegen einer speziellen Promotion in den Showroom gekommen ist, muss erst mal zum Hersteller kommen. Da fehlt es oft an Feedback durch den Handel und einer ganzheitlichen Bewertung.
Wie soll der Informationsfluss verbessert werden?
Das ist eine Kardinalfrage. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass es Handel und Hersteller nutzt, wenn sie den Kunden besser verstehen. Technisch ist das absolut lösbar. Und dann können das Aktionsportfolio und die Allokation aufs Kundensegment viel passgenauer erfolgen.