Der Daimler-Konzern sieht seine Mobilitätsdienste nach der Fusion mit BMW im Februar auf gutem Weg. "Die Teams sind gestartet, laufen Vollgas und haben die internen Ziele auch erreicht", sagte Franz Reiner, seit Juni Chef der zuständigen Sparte Daimler Mobility AG, der Automobilwoche. So sei die Zahl der Kunden von 60 Millionen zum Zeitpunkt der Fusion auf über 75 Millionen angewachsen. "Wir sind mittlerweile in 1200 Städten aktiv und wachsen rasant weiter", so Reiner. Unter dem Titel YourNow bündeln die beiden Hersteller Sharing-, Taxi-, Lade- und Parkdienste sowie die multimodale Plattform ReachNow.
Es seien bereits deutliche Kostensenkungen spürbar. So habe es beispielsweise eine "Synchronisation der Logistikdienstleister im Hintergrund der Sharing-Dienste gegeben." Car2go von Daimler und Drive Now von BMW heißen nun ShareNow und sollen bald nur noch auf einer Plattform laufen. Dies gelte auch für den Taxidienst FreeNow, in den die Ride-Hailing-Dienste Beat, Clever und Kapten integriert würden. „Die Kosteneinsparungen lassen sich nicht beziffern, aber wir können dadurch den Wachstumspfad unterstützen“, sagt Reiner. So seien Mexiko, Chile und Peru als Märkte hinzugekommen.Es brauche aber auch den Mut, sich aus einer Stadt zurückzuziehen, wenn der Business Case nicht funktioniere. Als Beispiel nannte Reiner Chonqing in China, wo Daimler das Carsharing mit Car2go Anfang 2019 aufgegeben hatte. Nun will Daimler mit dem Partner Geely einen Premium-Ride-Hailing-Service aufbauen. China sei ein wichtiger Markt.
Mit ReachNow wollen Daimler und BMW einen Service etablieren, der möglichst viele Dienste auf einer Plattform vereint. "Dazu gehört auch mal ein Flugtaxi, wenn es verfügbar ist", so Reiner. Allerdings habe dies nicht oberste Priorität. Gute Erfahrungen gemacht habe man mit den E-Scootern von Hive, die mittlerweile in acht Städten verfügbar seien. Daimler arbeitet auch daran, in der Zukunft autonome Flotten zu steuern. In St. Jose läuft Ende des Jahres ein erster Testbetrieb an. "Wir diskutieren regelmäßig mit Städten, um dann schnell loslegen zu können."
Gleichwohl haben Daimler und BMW mit Daniela Gerd tom Markotten die erste Chefin eines der fünf Gemeinschaftsunternehmen verloren. Sie hat ReachNow, das aus der Mobilitätsplattform Moovel hervorgegangen ist, nach Angaben von Daimler auf eigenen Wunsch verlassen. Spekulationen in den Medien, wonach der überraschende Abgang mit einer Zurückhaltung der beiden Autobauer bei den Investitionen zu tun gehabt habe, wollte Daimler nicht kommentieren. Offiziell heißt es lediglich, Daniela Gerd tom Markotten habe sich große Verdienste beim Aufbau der Marke erworben.
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