VW-Chefs seit 1947
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Heinrich Nordhoff baute VW aus Trümmern wieder auf und machte das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Autobauer Europas. Käfer und Bulli wurden zu Symbolen des Wirtschaftswunders, auch in den USA waren sie beliebt. Er stand von 1947 bis zu seinem Tod 1968 an der Spitze des Unternehmens.

Kurt Lotz übernahm das Amt des VW-Chefs 1968 nach dem Tod von Heinrich Nordhoff, dessen Stellvertreter er zuvor gewesen war. Nach Querelen um Personalvorstand Peter Frerk trat er schon im September 1971 wieder zurück und war später unter anderem Vorsitzender der Umweltschutzorganisation WWF in Deutschland.

Rudolf Leiding kam bereits 1945 zu VW und übernahm Im Oktober 1971 den Vorstandsvorsitz. Er stoppte den zunächst geplanten Käfer-Nachfolger EA 266. In seine Amtszeit fielen die Entwicklung und Einführung zahlreicher Modelle,a uf denen später der Erfolg von VW gründete, darunter Passat (1973), Golf I (1974) und Polo (1975). Die Entwicklung verschlang allerdings hohe Summen und trieb VW in die roten Zahlen. Anfang 1975 trat Leiding zurück, die Früchte seiner Arbeit erntete sein Nachfolger.

Toni Schmücker hatte seine Karriere bei Ford in Köln begonnen. nach Stationen bei den Rheinischen Stahlwerken und Thyssen wurde er im Februar 1975 Chef von VW. Das Unternehmen steckte damals in der Krise. Durch einen rigorosen Sparkurs brachte Schmücker VW zurück in die schwarzen Zahlen, dabei profitierte er von der Modelloffensive, die sein Vorgänger angeschoben hatte. Im Januar 1982 übergab er den Vorstandsposten an Carl Hahn.

Carl Horst Hahn war bereits ab 1953 Assistent des damaligen VW-Chefs Heinrich Nordhoff. Als Leiter von VW in den USA machte er Käfer und Bulli populär. Nach einigen Jahren als Chef von Continental kehrte er 1982 als Vorstandsvorsitzender zu VW zurück. Zu seinen wegweisenden Entscheidungen gehörten die Übernahmen von Seat und Skoda sowie der Eintritt in den chinesischen Markt, der heute den wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns darstellt. Direkt nach der Wende setzte er sich für die Gründung der VW Sachsen GmbH ein. Im Januar 2023 starb er in Wolfsburg.

Ferdinand Piech, der Enkel von Ferry Porsche, arbeitete zunächst im Familienunternehmen. Als Audi-Chef war er später derjenige, der mit Innovationen wie der Alu-Karosserie, dem Allradantrieb und dem TDI-Motor den Aufstieg der Marke zum Rivalen von BMW und Mercedes forcierte. Als er 1993 VW-Chef wurde, steckte das Unternehmen in der Krise. Statt auf Massenentlassungen setze Piech auf Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und schuf mit Personalvorstand Peter Hartz die Viertagewoche. Nachdem er zunächst mit dem GM-Manager Jose Ignacio Lopez ein radikales Sparprogramm initiiert hatte, setzte er später auf Qualität. Sein Anspruch war, dass VW die komplette Bandbreite der Mobilität vom Kleinwagen bis zum Lkw abdecken sollte. In seine Amtszeit fielen technische Meilensteine wie das Einliterauto XL1 und der Bugatti Veyron mit 16-Zylinder-Motor. Modelle wie der Touareg und der Phaeton strahlten auf die günstigeren Fahrzeuge ab. Mit insgesamt höher positionierten Modellen schaffte es VW zurück auf die Erfolgsspur. Piech blieb auch nach seinem Wechsel in den Aufsichtsrat noch jahrelang die dominierende Figur bei VW, unter anderem war er maßgeblich an der Verschmelzung von VW und Porsche beteiligt. Erst Jahre später trennte er sich im Streit von dem Unternehmen und verkaufte seine Anteile an seinen Bruder. Piech starb im August 2019.

Der frühere BMW-Chef Bernd Pischetsrieder übernahm 2002 den Vorstandsvorsitz von Ferdinand Piech, musste ihn aber schon 2006 auf dessen Drängen wieder abgeben. Er hatte zahlreiche Entscheidungen seines Vorgängers zurückgenommen und unter anderem den Fortbestand des erfolglosen Phaeton infrage gestellt.

Martin Winterkorn trat 2006 nach vier Jahren als Audi-Chef den Vorstandsposten bei VW an. Er galt lange als Kronprinz von Ferdinand Piech und war ebenso auf Details und Qualität versessen wie dieser. Gemeinsam führten sie VW an die Weltspitze, bis Piech im April 2015 überraschend verkündete, er sei „auf Distanz“ zu Winterkorn. Dieser setzte sich in dem folgenden Machtkampf jedoch überraschend durch und trat erst im September 2015 im Rahmen des Abgasskandals zurück.

Matthias Müller war zunächst Porsche-Chef, bevor er im September 2015 die Nachfolge des aufgrund des Abgas-Skandals zurückgetretenen Martin Winterkorn als Vorstandsvorsitzender antrat. „Ich wurde nicht so richtig gefragt, es war mehr ein Muss“, erinnerte sich Müller später. Er wäre gern Porsche-Chef geblieben, übernahm die schwierige Aufgabe aber und schob bis zu seinem Ausscheiden im April 2018 viele wichtige Veränderungen bei VW an, unter anderem in den Bereichen Compliance und Führungskultur.

Herbert Diess trat im April 2018 als radikaler Erneuerer bei VW an. Er setzte konsequent auf Elektromobilität und trieb Modelle wie den ID.3 und den ID.4 voran. Mit seiner zuweilen barschen Art machte er sich jedoch zahlreiche Feinde im Konzern, legendär sind seine Auseinandersetzungen mit Betriebsratschef Bernd Osterloh über den Zukunftspakt. Zudem lieferte er sich Diskussionen mit dem Aufsichtsrat, die beinahe zu seiner Entlassung geführt hätten. Der von BMW zu Volkswagen gewechselte Diess konnte sich mit der starken Position der Arbeitnehmer bei VW nie anfreunden. In die Kritik geriet er auch aufgrund von Softwareproblemen bei wichtigen Modellen. Im August 2022 verlor er seinen Posten an den als deutlich verbindlicher geltenden Porsche-Chef Oliver Blume.

Oliver Blume steht seit September 2022 an der Spitze des VW-Konzerns, parallel dazu behält er seinen Posten als Porsche-Chef. Sein Ziel ist es, die Elektrostrategie von Diess fortzusetzen, allerdings mit realistischeren Zeitplänen und mit mehr Teamgeist. Zudem zeigt er sich bei der Software offen für Kooperationen. Er hat das Artemis-Projekt bei Audi eingestampft und den VW Trinity verschoben. Bei der Software für alle Marken gibt es weiterhin Verzögerungen.











Der Aufstieg von VW zum größten Autobauer der Welt ist eng mit seinen Vorstandschefs verbunden. Sehen Sie hier alle VW-Chefs seit Heinrich Nordhoff.