Vor einem halben Jahr haben amerikanische Behörden die Abgas-Manipulationen bei VW aufgedeckt. Seitdem wird ermittelt. VW, die Staatsanwaltschaft Braunschweig, das Bundesverkehrsministerium, das Kraftfahrt-Bundesamt, die amerikanischen Umweltbehörden EPA und CARB, sogar die Staatsanwaltschaft in Südkorea – alle bemühen sich um Aufklärung. Der Konzern hat Transparenz versprochen. Trotzdem ist in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannt darüber, wer für die Manipulationen verantwortlich war und warum jahrelang niemand etwas davon gemerkt hat.
Sicher hat Konzernchef Matthias Müller Recht, wenn er darauf verweist, dass sorgfältige Ermittlungen Zeit brauchen. Aber nach sechs Monaten intensiver Ermittlungen müsste doch etwas mehr bekannt sein als das, was die Öffentlichkeit bisher erfahren hat.
Als Beispiel, wie man es nicht machen sollte, dient das KBA: Die Behörde prüft seit September auf Anordnung von Verkehrsminister Alexander Dobrindt die Abgaswerte von 50 Automodellen verschiedener Hersteller. Veröffentlichen will man die Ergebnisse jedoch lieber nicht.
Vor einigen Tagen hat die Deutsche Umwelthilfe die Herausgabe der Korrespondenz zwischen dem KBA und Volkswagen gerichtlich erzwungen. Die Behörde schickte ein Dokument, aber es war auf Verlangen von VW fast komplett geschwärzt. Man muss kein fanatischer Umweltschützer sein, um das merkwürdig zu finden. Verschwörungstheorien wird auf diese Weise Tür und Tor geöffnet.
Das Einzige, was jetzt noch helfen würde, wäre die komplette Veröffentlichung der Testergebnisse und der Korrespondenz, selbst wenn das für einige Hersteller unangenehm wäre. Nur durch Transparenz kann die Autobranche das beschädigte Vertrauen von Kunden und Öffentlichkeit zurückgewinnen.