In der Branche kursiert der Witz, dass Amerikaner am besten grüne Ohren haben sollten, damit auch der letzte Automanager erkennt, dass US-Kunden anders sind. Der Witz ist alt. Und in den meisten Chefetagen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt. Nur bei VW hapert es noch. Dabei sah es vor wenigen Jahren so aus, als sei auch in Wolfsburg der Groschen gefallen.
Einige Fakten zum Nachdenken: Allein die Marke Kia hat im ersten Halbjahr 2014 in den USA mehr Autos verkauft als der komplette VW-Konzern. Toyota hat allein von seinem Mittelklasse-Modell Camry mehr abgesetzt als die Marke Volkswagen mit allen ihren Modellen.
Dabei ist das Erfolgsrezept für die USA eigentlich nicht kompliziert: Die meisten Amerikaner mögen große Autos, die nicht allzu teuer sind. Sie legen nicht viel Wert auf besonders hochentwickelte Technik bei Fahrwerk und Motoren. Diesel lehnen sie ab. Und sie lieben Pick-ups.
So weit, so gut. Diese Erkenntnisse sind nicht neu und sicher auch in Wolfsburg bekannt. Nur hat VW bisher meistens nicht entsprechend reagiert. Man vertritt die Meinung: "Was für Deutschland gut ist, kann für Amerika nicht schlecht sein" und bietet in den USA weiterhin hochtechnisierte und deshalb teure Autos an, die sich nur wenig von den europäischen Modellen unterscheiden. Der Jetta hat in den USA zum Beispiel Saug- statt TSI-Motoren sowie hinten eine Verbundlenkerachse und Trommelbremsen statt Mehrlenkerachse und Scheibenbremsen rundum.