Das China-Syndrom

In dem US-Katastrophenfilm „Das China-Syndrom“ von 1979 kommt es in einem kalifornischen Kernkraftwerk zu einem dramatischen Störfall, die große Katastrophe kann nur knapp vermieden werden. So einen „Störfall“ hat auch die deutsche Autobranche gerade mit Blick auf die Absatzzahlen in China zu verkraften. Doch der Super-GAU ist bislang auch hier nicht eingetreten.

Es herrscht Ernüchterung nach all den Jahren der Auto-Party im Reich der Mitte. Chinas Dauerboom konnte Absatzschwächen deutscher Hersteller in anderen Märkten stets so wunderbar übertünchen. Liegt Westeuropa brach oder bricht Russland ein - egal, es gab ja immer noch China.

Nun geht der chinesische Markt Richtung Normalität. Das heißt aber auch: Für Panik gibt es keinen Grund. Wir sprechen immer noch von Wachstumsraten von fünf Prozent und mehr für Chinas Konjunktur. Der weltgrößte Autoabsatzmarkt wird auch weiterhin ein Umsatzbringer für die deutsche Industrie sein - allerdings nicht mehr in dem Maße wie in der jüngeren Vergangenheit.

All das mag für deutsche Automanager kein Trost sein. Sie hatten anders geplant, ihre Absatzziele in China wackeln, teils werden sie gerade einkassiert. Aber nur ein heftiger Börsencrash könnte das Land wirklich in die Katastrophe stürzen - und diesen Super-GAU lässt der Staat nicht zu, der die Märkte stets mit frischem Kapital versorgt.

Auch ist das Thema China differenzierter zu betrachten. Es gibt auch 2015 Gewinner auf dem Markt. Sie haben die richtigen Produkte. Andere müssen sich die Frage stellen, wie sie denn aufgestellt sind vor Ort. Die große chinesische Mittelschicht kauft nach der Welle der Premiumautos inzwischen SUVs und Kleinwagen (oft als Zweitwagen) - die ganze Bandbreite ist gefragt. Wer das nicht bietet, spürt das Minus mehr als andere.