Audi ist ein sehr erfolgreicher Autohersteller. Die Kunden schätzen Design, Image und Technik der Marke. Der Erfolg der Ingolstädter ist unstrittig und auch verdient. Nur: Mit einem besonderen Technik-Vorsprung, so wie der Marken-Claim es suggeriert, hat dieser Erfolg nichts mehr zu tun. Der Ruf, eine Technologiemarke zu sein, ruht auf Entwicklungen, die allesamt zwei Jahrzehnte alt sind: Aluminium-Leichtbau, Diesel-TDI, Quattro. Nichts was es woanders nicht auch gibt. Beim Leichtbau wird Audi sogar vom Carbon-Pionier BMW abgehängt Deshalb braucht Audi einen Entwicklungsvorstand, der Werbung und Wirklichkeit wieder in Übereinstimmung bringt. Wolfgang Dürheimer, so hat die Marken- und Konzernführung nun entschieden, hat diese Rolle nicht zur vollsten Zufriedenheit ausgefüllt. So jedenfalls meldet es der "Spiegel“, der mit solchen Meldungen meist richtig liegt. Die wahren Gründe dieser Personalie liegen im Dunkeln. Er war bei Audi keine zehn Monate im Amt. Wenig Zeit, um tiefe Spuren zu hinterlassen.
Im Interview mit Automobilwoche hatte Dürheimer im Januar angekündigt, wo er seine Entwicklungsschwerpunkte sah: Infotainment, Vernetzung, CO2-Reduzierung und eine bessere Differenzierung des Designs. Das klang logisch. Kein großer Freund von reinen Elektroautos zu sein, kann man ihm schwer vorwerfen. Denn das ist VW-Konzernchef Martin Winterkorn auch nicht.
Das Ende bei Audi ist für Dürheimer ein tiefer Fall. Ihm wurde ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Konzern-Patriarch Ferdinand Piech nachgesagt – so eng, dass er schon als möglicher Nachfolger von Winterkorn gehandelt wurde. Zumindest aber hätte er Audi-Chef Rupert Stadler beerben können, wenn dieser irgendwann in die Konzernspitze aufsteigen sollte.
Nun muss offenbar Ulrich Hackenberg zurück nach Ingolstadt und dort den Posten übernehmen, den er bis 2007 schon einmal innehatte. Der Schöpfer der Konzern-Plattformen MLB und MQB muss schnell mit Technik-Highlights kommen. Sonst werden sich irgendwann auch die Audi-Kunden fragen: Wo ist eigentlich der "Vorsprung durch Technik“ geblieben.