Die Berufung von Andreas Renschler zum Nutzfahrzeug-Vorstand des VW-Konzerns ist ein echter Coup – für die Wolfsburger, aber auch für Renschler? Als dieser beim Automobilwoche Kongress im vergangenen November die Produktionsstrategie seines alten Arbeitgebers erläuterte, fragte sich so mancher, ob der Mann nicht als Produktions- und Einkaufsvorstand von Mercedes-Benz Pkw unterfordert ist. „Gute Produkte reichen für den Erfolg nicht aus. Nur, wer im Spagat zwischen Komplexität und Kosten eine gute Figur macht, hat eine echte Chance", sagte Renschler in Berlin. Da muss es VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech und Konzernchef Martin Winterkorn in den Ohren geklingelt haben. Denn produktive Werke sind – anders als gute Produkte – nicht gerade die Stärke des Konzerns. Synergien auch nicht, auch wenn dieses Problem auf der Pkw-Seite gerade durch das Baukasten-System ausgeräumt werden soll. Bei den Nutzfahrzeugen jedoch sind die Synergien nach wie vor unterentwickelt. Das Verhältnis zwischen den Konzernschwestern MAN und Scania erinnert an die Frühphase der Übernahme von Audi durch Volkswagen: Es herrscht Misstrauen. Ausgerechnet Leif Östling zum Chef der Lkw-Sparte und damit indirekt auch von MAN zu machen, war keine gute Idee. Bei MAN wird der Scania-Chef nach wie vor als Fremder, wenn nicht als Gegner wahrgenommen, der die Interessen der Schweden vertritt, nicht die der Münchner.
Deshalb ist klar, wofür Renschler als Chef der Nutzfahrzeug-Sparte von VW gebraucht wird. Doch der 55-jährige Ingenieur weiß hoffentlich, dass er sich in ein Minenfeld begibt. Der VW-Konzern ist für Manager, die von außen kommen, kein einfaches Pflaster. Karl-Thomas Neumann, Wolfgang Bernhard und Wolfgang Dürheimer wissen davon ein Lied zu singen. Allen drei wurde zum Verhängnis, dass sie mit der Bürde des möglichen künftigen Konzernchefs belegt wurden, ohne eine Hausmacht in Wolfsburg zu haben. Da kann jeder Fehler der letzte sein. Man ahnt geradezu, was Vorstandskollege Bernhard zu Renschler gesagt haben mag: „Zu VW? Bist Du lebensmüde?“ Renschler könnte helfen, dass ihm zu Betriebsräten ein gutes Verhältnis nachgesagt wird. Das ist im „volkseigenen“ VW-Konzern nicht unwichtig. Und Renschler kommt zugute, dass bisher niemand laut die Spekulation geäußert hat, er werde als Winterkorn-Nachfolger aufgebaut. Die Automobilwoche wird dies auch nicht tun. Viel Glück, Andreas Renschler.