Hamburg. Der Volksmund weiß: "Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird". Bei Volkswagen werden sich die derzeit stark er-, fast überhitzten Gemüter auch wieder abkühlen. Gewiss, der jüngste Brief von VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh an die Beschäftigten von Europas größtem Autobauer hat es in sich. Das Schreiben liegt Automobilwoche im Original vor; Mitarbeiter wie Medienmensch haben es aufmerksam studiert. Der wahre Adressat aber heißt Herbert Diess. Der Topmanager ist Vorstandschef der Wolfsburger Kernmarke Volkswagen. Und momentan nicht gut auf den Absender Bernd Osterloh zu sprechen, wie in Diess' Umfeld zu hören ist.
Ein Wunder ist die Verärgerung der 2015 von BMW zu VW gewechselten Führungskraft nicht. Osterlohs Philippika enthält drastische Sätze. "Wir verschweigen nicht, dass wir derzeit an einer Stelle ein gravierendes Vertrauensproblem sehen: zwischen dem Vorstand der Marke Volkswagen und dem Gesamtbetriebsrat der Volkswagen AG", heißt es etwa unter Punkt drei. "So haben wir den Eindruck, dass der Diesel-Skandal hinterrücks dazu genutzt werden soll, personelle Einschnitte vorzunehmen, die bis vor wenigen Monaten kein Thema waren", gibt Osterloh gleich danach ein Beispiel. "Ständige wechselnde Zielvorgaben, das Fehlen einer verlässlichen, langfristigen Strategie für die Marke Volkswagen oder pauschale, nicht zu Ende gedachte Sparvorgaben" – an massiven Vorwürfen gegen den von Diess geführten Markenvorstand von VW fehlt es wahrlich nicht.