Porsche taugt als "Blaupause" für VW

Jürgen Stackmann ist ein kluger Kopf. Das hat der studierte Automobilmanager bei Ford, Škoda und Seat bewiesen. Und der gelernte Banker kann seit jeher gut mit Geld umgehen. Das für Vertrieb und Marketing zuständige Mitglied des Markenvorstands von Volkswagen entstammt einer Kaufmannsfamilie aus Buxtehude vor den Toren der Elbmetropole Hamburg. Kein Wunder mithin, dass sich die norddeutsche Führungskraft nun bei VW ganz offiziell auch "Pate des Steuerkreises Variantenmanagement" nennen darf. Sperriger Titel, honoriges Amt.

Der Wolfsburger Fahrzeughersteller will, er muss die Anzahl und Varianz der Bauteile bei künftigen Modellen signifikant reduzieren. Als Zielgröße werden 25 Prozent angepeilt; Automobilwoche hat exklusiv berichtet. Insofern war, ist und bleibt Stackmann gut beraten, seine Kolleginnen und Kollegen aus all den anderen Ressorts unmissverständlich zur Kooperation aufzufordern: "Variantenmanagement ist Team-Sport", mahnte der Mitstreiter von VW-Markenchef Herbert Diess vor Kurzem intern, "Erfolge lassen sich nur gemeinsam erreichen."

Künftig müsse die Devise gelten: "Do it right the first time", fügte Stackmann an. Dies sei "jedoch eine schwierige Aufgabe, da sinnvolle und für den Kunden relevante Komplexität ein wichtiger Faktor unserer Umsatzstärke ist". Und die Reduzierung von Komplexität bedeute eben "nicht, dass es zu Abstrichen beim Volumen oder dem Ergebnis kommen muss". Daher regt Stackmann jetzt an, von den guten Erfahrungen der "All inclusive"-Pakete endlich auch "für die Serie zu lernen". Zugleich warnt der Topmanager: "Es ist aber so, dass wir in Deutschland parallel zu den Sondermodellen die gesamte weitere Palette fortführen – also im System keine oder kaum Komplexität eliminieren". Seine Beobachtung: "Diese Komplexität ist im Built-to-stock-Geschäft zum Beispiel ein großes Problem und verhindert sehr oft, dass die Fahrzeuge wieder schnell abfließen". Klar sei: "Ist jedes Auto stark individualisiert, dauert es entsprechend lange, den passenden Käufer zu finden".

Just dies aber kann sich VW nicht länger leisten. Insofern ist zu hoffen, dass Stackmann mit seinem dringlichen Appell bis in die hintersten Winkel der Fachabteilungen durchdringt: "Auf dem Weg zu mehr Transparenz und einer verständlichen Angebotsgestaltung sind die Ideen und Vorschläge aller gefragt. Wir brauchen ein neues Denken und eine schnelle Umsetzung". Letzterer Satz hätte auch von VW-Konzernchef Matthias Müller stammen können. Der ist ebenfalls ein kluger Kopf. Und weiß, wie man mit intelligenter Individualisierung richtig gutes Geld verdient – nicht zuletzt aus seinen fünf Jahren als Lenker des VW-Sportwagenlabels Porsche. Kein "Elfer" etwa gleicht dem anderen – und doch ist Porsches Markenikone 911 in höchstem Maße profitabel. Warum sollte das mit VW Golf, Passat & Co. prinzipiell nicht auch möglich sein? "Stackmann, übernehmen Sie!".