Stuttgart. Der Daimler-Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am Dienstag die Weichen für die Zukunft gestellt. Damit ist nicht etwa die Vertragsverlängerung von Konzernlenker Dieter Zetsche gemeint. Die war schon längst ausgemacht und angesichts des aktuellen Erfolgs des Unternehmens mit einer traumhaften Bilanz 2015 kaum mehr eine Überraschung. Es geht um das Erbe Zetsches, dessen Vertrag nun noch bis Ende des Jahres 2019 läuft.
Ein Schwede greift nach dem Stern
Mit der Ernennung von Ola Källenius zum Nachfolger des ausscheidenden Entwicklungschefs Thomas Weber sind dessen Chancen, später einmal Vorstandschef zu werden, deutlich gestiegen. Der 46-Jährige soll nun die Erfahrungen im technologischen Bereich sammeln, die er als studierter Betriebswirt und Vertriebs- und Marketingvorstand bisher noch vermissen lässt. Zudem sind hier mit der Elektromobilität, dem automatisierten Fahren und der Digitalisierung jene Themen angesiedelt, die über die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens entscheiden.
Sollte der großgewachsene Schwede die Bewährungsprobe bestehen, dürfte der Griff nach dem Konzern-Stern die logische Folge sein. Schließlich passt der smarte Manager perfekt ins Anforderungsprofil des Aufsichtsrats. Dessen Chef Manfred Bischoff betont stets, dass er den Vorstand gerne verjüngen und internationalisieren möchte. Bei Amtsantritt wäre Källenius noch keine 50. Für ihn spricht außerdem, dass er mit seinem perfekten Englisch und souveränen Auftreten auf den Messebühnen stets eine gute Figur macht.
Eine andere Frage ist, ob sich ein Unternehmen wirklich schon so früh auf einen zukünftigen Chef festlegen sollte. Das könnte nicht nur für Frust bei denjenigen sorgen, die nun alle Hoffnungen begraben können – wie etwa China-Chef Hubertus Troska (55) oder Nutzfahrzeugleiter Wolfgang Bernhard (55). Es wäre auch ein eklatanter Verstoß gegen die einfachste Regel des Wirtschaftslebens: Konkurrenz belebt das Geschäft. Die frei werdende Stelle im Vertriebsressort sollte daher mit einem starken Gegenpart zu Källenius besetzt werden. Mit den jüngeren Mercedes-Bereichsvorständen Markus Schäfer (Produktion), Klaus Zehender (Einkauf und Logistik) oder Frank Lindenberg (Finanzen) gibt es auch in der zweiten Führungsriege eine reiche Auswahl.
Hier geht es zum Artikel über die Vertragsverlängerung für Zetsche sowie zur Personalentscheidung Källenius.