Stuttgart. Oft sind es die ersten Reaktionen, die am ehrlichsten sind. Als der VW-Abgas-Skandal im September vergangenen Jahres an die Öffentlichkeit kam, antwortete Daimler-Chef Dieter Zetsche, als er nach ähnlichen Praktiken in seinem Unternehmen befragt wurde: "Ich weiß zu wenig über den Fall, um beurteilen zu können, wie gerechtfertigt der Vorwurf Volkswagen gegenüber ist und ob wir zu hundert Prozent und in jeder Betrachtungsweise davor völlig sicher sein können."
Wer etwas kritisch zwischen den Zeilen liest, konnte aus dem Statement auch die Botschaft heraushören: "Natürlich tricksen auch wir bei den Abgas-Werten, aber ich hoffe doch, wir haben uns nicht so dumm angestellt wie VW." Erst in den folgenden Wochen, nachdem offenbar Entwicklungsingenieure und Anwälte des Konzerns befragt wurden, wies Daimler entsprechende Anschuldigungen etwa der Deutschen Umwelthilfe eindeutig zurück und betonte stets, man habe nicht wie bei Volkswagen manipuliert – also illegal auf dem Prüfstand die Stickoxidwerte in den grünen Bereich gehoben, während die Grenzwerte im realen Betrieb auf der Straße massiv überschritten wurden.