Kritiker mögen es eine schwere Geburt nennen, während es die Internen wohl als jene Weile umschreiben werden, die gut Ding nun eben haben will. Doch so langsam ist die Ursachensuche hinfällig. Denn nach Strategieschwenk, dem Wechsel der Entwicklungsverantwortung, der Pandemie-Pause und den Hemmnissen der Chipkrise ist es jetzt endlich vollbracht und Mercedes zieht das Tuch von einem neuen SL. Fast 70 Jahre nach der Jungfernfahrt des legendären Flügeltürers geht deshalb zur Cabrio-Saison 2022 ein neuer Stern am Roadster-Himmel auf.
Dabei bringen die Schwaben den Lauf der Zeit gehörig durcheinander. Denn wer für Startpreise von geschätzten 170.000 Euro aufwärts hinters Lenkrad sitzt, der wähnt sich auf der einen Seite ganz im Hier und Heute, blickt in digitale Anzeigen, lässt vor der Mittelkonsole ein iPad-großes Display in den richtigen Winkel surren und flirtet mit Siris Schwester "Hey Mercedes". Doch auf der anderen Seite beamt ihn der Benz zurück in bessere Zeiten, als der SL wirklich noch ein legendärer Sportwagen und kein luftiger Luxusliner für behäbige Besserverdiener war.