Es ist nur ein Aufschub auf dem Weg zu einem weiteren Konsolidierungsschritt unter den globalen Automobilherstellern. Fiat Chrysler hat am Mittwochabend schmollend erklärt, die bereits bei Investoren und Automobilanalysten auf positive Resonanz gestoßene Idee für eine Fusion mit Renault "mit sofortiger Wirkung" zurückzuziehen.
Bei FCA scheint man zu stolz zu sein für eine Fusion, die absehbar die eigene Macht verringern wird. Der Aufsichtsrat von FCA zeigt damit, wie verkrustet und rückwärtsgewandt sein Denken ist. Mit dieser Mannschaft wird FCA seine Zukunft wohl kaum meistern.
Bei näherer Betrachtung leidet nicht nur der schwer angeschlagene Patient FCA unter existenzbedrohenden Schwächen, sondern auch Renault. Die Rechnung für Synergien in dreistelliger Millionenhöhe ist einfach: Zusammen mit FCA käme die bisherige Allianz von Renault-Nissan-Mitsubishi auf einen Jahresabsatz von rund 15,6 Millionen Fahrzeugen. Das wäre die größte Automobilgruppe der Welt mit enormen Vorteilen für Einkauf, Entwicklung, Fertigung und Verkauf.
FCA hat unter dem verstorbenen CEO Sergio Marchionne überlebt, mehr aber auch nicht. Der Hersteller lebt in Europa vom Fiat 500 und seinen Derivaten, der Gewinn pro Neuwagen liegt bei FCA rein rechnerisch deutlich niedriger als bei PSA oder im VW-Konzern (848 Euro gegen 1467 Euro beziehungsweise 1277 Euro). Damit lassen sich die Zukunftsaufgaben Digitalisierung, Elektrifizierung und autonomes Fahren nicht im Ansatz finanzieren.
Und die Lage für Fiat wird immer bedrohlicher. Der Marktanteil in Europa rutschte 2018 auf 4,6 Prozent, 2010 waren es noch 6,0 Prozent gewesen. Hinzu kommen immer anspruchsvollere CO2-Vorgaben, die FCA immer schwieriger erfüllen kann. Für einen FCA-Ingenieur kann es wohl kaum etwas peinlicheres geben als das Eingeständnis, dass die eigenen Produkte mit Strafzahlungen belegt werden, weil sie veraltet sind. Deshalb hatte FCA jüngst einen ebenso fragwürdigen wie kostspieligen Deal mit Tesla zum "Pooling" der Marken bei der Zulassung vereinbart.