"Zu nachhaltiger Mobilität gehört auch weniger Lärm"

Es war eine Kernbotschaft am ersten Veranstaltungstag in Kanada: "Für rundum nachhaltige Mobilität benötigen Fahrzeughersteller und ihre Zulieferer weltweit klare gesetzliche Rahmen". Beim "Movin'on"-Event in der Ostküstenmetropole Montréal zeigte sich im Gespräch mit der Automobilwoche auch Michelin-Manager Pierre Fraisse zutiefst überzeugt von dieser Prämisse.

"Mobilität, die wirklich nachhaltig wirken soll, erfordert ein fundamentales Umdenken aller Beteiligten", sagte der Vice President Technical OE Operations, Passenger & Light Truck Tires des französischen Konzerns. Bei den Menschen auf Straßen, Wasser, in der Luft", so Fraisse, "aber ebenso in den Unternehmen wie unserem – und eben dringlichst in der Politik".

Als Beispiel nannte die Führungskraft des "Movin'on"-Partners Michelin neue gesetzliche Bestimmungen zu den Geräuschemissionen von Automobilbereifung. "Zu nachhaltiger Mobilität gehört auch weniger Lärm", ist Fraisse überzeugt".

Die einschlägigen Bestimmungen zum erlaubten Akustikniveau von Reifen allerdings wichen auf vielen internationalen Märkten erheblich voneinander ab. "Das macht es für uns in der Entwicklung moderner Produkte nicht eben einfacher", sagt Fraisse.

Im Hinblick auf rein elektrisch betriebene Fahrzeuge oder Pkw mit zumindest teilweise elektrifiziertem Antriebsstrang macht Fraisse bereits die Vorboten eines Paradigmenwechsels aus. "Diese Regel war, ist und bleibt absehbar gültig – je breiter ein Reifen ist, desto mehr Geräusche wird er im Einsatz verursachen", sagt der Manager – und fügt hinzu: "Gerade bei Stromern und Hybriden sind für deren Bereifung Energieeffizienz und Laufruhe von höchster Bedeutung".

Für Lenker herkömmlich verbrennungsmotorisch angetriebener Kraftwagen ŕ la Ferrari (und selbst dort sind in einigen Autos ja bereits E-Fahrmodule an Bord) sind das vermutlich zunächst beunruhigende Nachrichten: Wenn die Hersteller ihres Vertrauens die Modellpalette sukzessive auf E-Maschinen umstellen, und dienten diese auch lediglich als Hilfsmotoren zum Boosten beim Überholen oder für die Schleichfahrt in der City, dann werden auch die Reifen schmaler ausfallen.

Andererseits atmen – nicht horchen, wie bislang – schalldruckgeplagte Flaneure an Prachtboulevards wie dem Hamburger Jungfernstieg dann auf. Denn all die fast schon pathologisch mitteilungsbedürftigen Chauffeure infernalisch lauter Vehikel vom Schlage nachträglich abermals "getunter" AMG-Mercedes-Stunk- und Prunkwagen oder fies auf ein sattes Phonzahlplus frisierter Monster-Mustangs US-amerikanischer Provenienz werden dann endlich etwas leiser vorfahren. Und auf ein wenig kleinerer Bereifung. Das ist gut für die Passanten. Und gut für den Poser: Er wird nicht mehr heimlich gehänselt.

Pierre Fraisse sagt es so: "Nicht mehr lange, dann sind schmalere Reifen cool". Und leise surrende Mobile angesagter als böse bollernde Boliden. Es hat eben alles seine Zeit.

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