Zulieferer zeigen Interesse an Compleo

Nachdem Compleo Ende vergangenen Jahres Insolvenz anmelden musste, hofft der Ladetechnikanbieter nun möglichst rasch einen Investor zu finden. "Es gibt Interessenten aus verschiedenen Bereichen", sagte ein Compleo-Sprecher. Darunter sind auch mehrere Automobilzulieferer.

Dies geht aus einem versehentlich veröffentlichen Beschluss des Compleo-Vorstands hervor, der Automobilwoche vorliegt. Demnach ist sowohl die Kostal Gruppe als auch ZF Friedrichshafen am Einstieg interessiert. Im Dezember liefen mit beiden Zulieferern Gespräche.

Kostal ist demnach bereits einen Schritt weiter und blickt im Rahmen einer Due Dilligence in die Bücher. Allerdings sind die Verhandlungen über eine Zwischenfinanzierung gescheitert.

Zum Jahresende wurde dann das Geld knapp. Ursprünglich rechnete das Unternehmen am Jahresende mit einem Liquiditätsbestand von zehn Millionen Euro. Tatsächlich lagen die Finanzmittel dann nur bei ein bis zwei Millionen.  

Entsprechend musste Compleo den Gang zum Amtsgericht Dortmund machen, das am 23. Dezember ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung anordnete. In den nächsten Monaten müssen nun Jörg Löhr (Vorstandsvorsitzender) und Peter Hamela (Finanzvorstand) den Hersteller von Ladesäulen für Elektroautos neu ausrichten. Anfang November übernahmen sie die Aufgaben von Georg Griesemann und Jens Stolze.

Die Übernahme von Wettbewerbern mit ähnlichem Produktangebot, ineffiziente Strukturen, hohe Kosten und sich verschlechternde Rahmenbedingungen setzten dem Unternehmen zu. Die Aktie, die zu ihren Hochzeiten im Herbst 2021 mehr als 100 Euro kostete, stürzte im Dezember auf unter einen Euro.

Nun will das Management das Angebot straffen: Von 15 Produktfamilien mit mehr als 500 Produktvarianten sollen noch fünf Kernprodukte im Leistungsspektrum von 11 bis 400 kW übrigbleiben. Damit will Compleo rund 80 Prozent der üblichen Anwendungsfälle abdecken. Mit seinem Angebot will sich Compleo stärker an seinen Kunden ausrichten.

Zugleich will das Unternehmen sich auf die Entwicklung und den Vertrieb von Ladeinfrastruktur konzentrieren. Die Produktion von Wallboxen soll perspektivisch vollständig extern ausgelagert werden. Das Software-Segment wurde Ende September 2022 aus dem Unternehmen herausgelöst.

Aus dem Datencenter:

Ausbautempo vs. erwarteter Bedarf der Ladeinfrastruktur in der EU