„Der Stiftungs-Mann“ titelte die Automobilwoche, als die Berufung von Wolf-Henning Scheider zum Vorstandsvorsitzenden des Friedrichshafener Automobilzulieferers ZF Anfang 2018 bekannt wurde. Damit dürfte schon ein wesentlicher Faktor seines aktuellen Erfolgs auf den Punkt gebracht sein. Denn seine ganze Karriere hat der 57-jährige Betriebswirt in Unternehmen gemacht, die von Stiftungen kontrolliert werden: bei Bosch, wo er zum Chef der Kfz-Sparte aufstieg, bei Mahle als Vorstandschef – und jetzt bei ZF. Unternehmen, die einerseits nicht mit dem Blick auf das nächste Quartalsergebnis geführt werden müssen, sondern langfristig agieren können. Die aber genau deswegen auch in Gefahr geraten können, nicht nur langfristig, sondern auch langsam zu agieren. Dafür, unter solchen Bedingungen ein Unternehmen voranzubringen, ohne die Akteure in den dahinter stehenden Stiftungen zu überfordern, hat Scheider offenbar ein gutes Händchen.
Geprägt haben mag ihn da schon sein Berufseinstieg nach dem BWL-Studium, das er in seiner Heimatstadt Saarbrücken und dann an der RWTH Aachen absolvierte. Denn bei Bosch wurde er 1987 in das Trainee-Programm aufgenommen, das den Führungsnachwuchs zwei Jahre lang durch die verschiedensten Stationen im Unternehmen schleust. Und auf diese Weise den Trainees auch verdeutlicht, wie viele verschiedene Kompetenzen, Sichtweisen und Interessen in einem Unternehmen vertreten sind und im Idealfall unter einen Hut gebracht werden müssen.