Zetsche ist voll auf Kurs

Der Daimler-Konzern bleibt auf Kurs und hat wie erwartet starke Zahlen für das Jahr 2016 vorgelegt. Umsatz und Gewinn sind gestiegen, wenn auch wegen den Problemen bei den Lkw nur leicht. Beim Absatz hat die Kernmarke Mercedes den Konkurrenten BMW zum ersten Mal seit vielen Jahren überflügelt und das für 2020 ausgegebene Ziel damit deutlich früher erreicht als angepeilt.

Mit einer Marge von zehn Prozent im Automobilgeschäft ist man so profitabel wie selten zuvor. Die Autos mit dem Stern treffen nach wie vor den Geschmack der Kundschaft, eine Überreizung des Portfolios ist noch nicht zu sehen, außerdem ist die Gefahr der Überalterung angesichts der Vielzahl von Modellen gering. Zur wahren Ertragsperle hat sich die Van-Sparte entwickelt – dank erfolgreicher Modelle wie der V-Klasse und einer konsequenten Strategie der Globalisierung. Selbst das schwierige Busgeschäft wirft guten Gewinn ab.

Einziger Anlass zur Sorge ist derzeit die Nutzfahrzeug-Sparte. Absatz und Gewinn sind deutlich zurückgegangen, wenn auch die bereinigte Rendite von 6,2 Prozent durchaus noch respektabel ist. Doch das ist alleine den eisernen Sparmaßnahmen geschuldet, die bereits Tausende Mitarbeiter in den USA und Brasilien ihren Job gekostet haben. Mit seiner effizienten Gleichteilestrategie und der konsequenten Vernetzung der Fahrzeuge hat Truck-Chef Wolfgang Bernhard die Weichen für die Zukunft zwar gestellt. Doch gegen eine lahmende Konjunktur auf vielen Märkten kommt auch er nicht an.

Dazu kommen erhebliche Risiken als Folge der Preisabsprachen der vergangenen Jahre. Zur Kartellstrafe in Höhe von einer Milliarde Euro dürften Schadenersatzforderungen oder harte Preisverhandlungen der Spediteure die Geschäfte gerade im europäischen Markt, wo die hochpreisigen Actros verkauft werden, deutlich erschweren. Eine schnelle Verbesserung der Lage ist also nicht in Sicht.

Selbst solche Störfeuer können das gute Gesamtbild jedoch nicht trüben. Der Konzern ist gut aufgestellt für die kommenden Herausforderungen. Mit der CASE-Strategie hat Konzernchef Dieter Zetsche die wichtigsten Handlungsfelder für die Zukunft identifiziert: Vernetzung, autonomes Fahren, Elektrifizierung und neue mobile Dienstleistungen.

Die Milliardengewinne der vergangenen Jahre schaffen dabei den nötigen Spielraum für die Forschung und Entwicklung, um aus dem tiefgreifenden Wandel der Branche in gewohnter hervorzugehen. Allein in das Elektroprogramm fließen in den kommenden Jahren mehr als zehn Milliarden Euro. Und bei neuen Dienstleistungen wie Carsharing oder Plattformen für das Vermieten von Privatautos kann Daimler im Gegensatz etwa zum VW-Konzern bereits auf einige Erfahrung zurückblicken.

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob und wie lange die Pkw-Sparte beim Absatz den beiden Konkurrenten aus München und Ingolstadt die Rücklichter zeigen kann. So sehen einige Analysten bereits im Jahr 2018 wieder einen Wachwechsel an der Spitze des Premium-Segments. BMW und Audi könnten aufgrund eines dann jüngeren Modellportfolios die Marke mit dem Stern wieder überholen.

Frank Biller von der LBBW erwartet für die Marke Mercedes nach 11,3 Prozent im vergangenen Jahr nur ein Absatz-Wachstum von 1,9 Prozent im Jahr 2017. Wer letztlich auf dem obersten Podestplatz steht, ist aber nicht so wichtig. Absatz kann auch durch Rabatte erkauft werden. Oberstes Ziel muss ein stabiles und profitables Wachstum sein. So lange die Gewinne sprudeln und die Rendite stimmt, fährt es sich im Spitzentrio komfortabel mit.