Herr Maschka, welche Pläne hat Hyundai Mobis in Europa?
Wir sind in Europa bereits sehr aktiv. Aber wir wollen unser Geschäft mit den globalen Fahrzeugherstellern außerhalb von Hyundai-Kia ausbauen. Dabei legen wir den Schwerpunkt auf Europa. Wir sind ein Zulieferer, der nicht auf Verbrennungsmotoren und den traditionellen Antriebsstrang spezialisiert ist. Wir können uns voll und ganz auf die Disruption in der Automobilindustrie mit den Themen Elektrifizierung, autonomes Fahren und Konnektivität konzentrieren.
Warum verstärken Sie gerade jetzt Ihr Engagement in Europa?
Hyundai Mobis war in der Vergangenheit vor allem in Asien und in den USA aktiv. Wir glauben aber, dass Europa für unsere Technologien der nächsten Generation sehr gut geeignet ist. Europa ist nicht nur der Geburtsort vieler Zukunftstechnologien, sondern der Kontinent hat auch in vielen Bereichen die technologische Führung übernommen. Und wir wollen unseren Teil dazu beitragen. 25 Prozent des weltweiten Automobilgeschäfts entfällt auf Europa. Und auch wir wollen ein Viertel unseres Umsatzes in Europa für europäische OEMs erzielen.
Planen Sie Werke in Europa?
Ja, natürlich. Aber wir verfügen bereits schon über Standorte in Osteuropa, in Russland oder in der Türkei. In unserem Werk in Tschechien denken wir etwa über die Produktion von Batteriemodulen nach.
Sie wollen Ihr Geschäft mit sogenannten Skateboard-Modulen ausbauen. Was versprechen Sie sich davon?
Wir sind noch nicht in der Phase große Stückzahlen herzustellen, aber es ist jetzt an der Zeit, Gespräche zu führen und die richtigen Partner zu finden. Wir produzieren Chassis-, Batterie-, Frontend- und Cockpitmodule und sehen uns insgesamt führend bei der Herstellung von Modulen. Das Skateboard ist für uns ein weiterer Schritt nach vorne, da hier mehrere Module integriert werden. Dabei arbeiten wir mit unseren Kunden partnerschaftlich zusammen, um die beste Lösung zu finden. Wir sind natürlich auch ein wichtiger Partner von Hyundai-Kia für deren E-GMP-Plattform.
Was steuern Sie dazu bei?
Bei der elektrifizierten Plattform wird eine Reihe unserer Produkte kombiniert. Dazu zählen unter anderem Vorder- und Hinterachsen, Wechselrichter, Batteriesysteme und integrierte Ladeeinheiten. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren 1,9 Millionen elektrifizierte System auf den Markt gebracht. Alleine in diesem Jahr werden wir voraussichtlich 800.000 Systeme produzieren. Davon rund 300.000 Einheiten für batterieelektrische Fahrzeuge.
Welche Chancen bietet Ihnen das Zukunftsthema autonomes Fahren?
Das wird für uns der nächste Schritt. Wir haben große Pläne, diesen Bereich auszubauen. Aber wir sehen auch, dass sich der Markt verändert und das Fahren nach Level 5 nicht die einzige Option ist. Zum einen wollen nicht alle Endkunden im gleichen Maße autonom Fahren. Da gibt es auf den einzelnen Märkten große Unterschiede im Verhalten der Verbraucher. Aber sobald die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind und der Markt bereit ist für das autonome Fahren, stehen wir mit unseren Lösungen parat. Wir bieten dabei die gesamte Palette an Assistenzsystemen wie beispielsweise den Spurhalte-, Notbrems- oder Einparkassistent bis hin zum hochautomatisierten Fahren.
Hyundai Mobis hatte im Oktober Spatenstich für ein neues Werk zur Herstellung von Wasserstoff-Brennstoffzellenstacks in Korea. Welche Pläne verfolgen Sie im Bereich Wasserstoff?
Wir schenken dem Thema große Aufmerksamkeit. Wenn das Werk in der zweiten Jahreshälfte 2023 seinen Betrieb aufnimmt, verfügt Hyundai Mobis über insgesamt drei Brennstoffzellenwerke. Derzeit produzieren wir vor allem Brennstoffzellensysteme für unseren Kunden Hyundai-Kia für den koreanischen und chinesischen Markt. Den größten Teil unserer Systeme werden in E-Fahrzeugen verbaut. Aber wir wollen unser Geschäft auch auf Off-Highway-Anwendungen wie Baumaschinen oder Traktoren ausdehnen. Im vergangenen Jahr haben wir bereits Brennstoffzellen-Aggregate für Gabelstapler entwickelt.
Wie sehen Sie die Zukunft der Brennstoffzelle im Pkw?
Wir überlassen es unseren Kunden, wo sie die Technologie einsetzen. Wir sehen bei ihnen sowohl Aktivitäten im Pkw- wie auch Lkw- und Off-Highway-Bereich. Ich persönlich halte es für sinnvoller die Technologie im Bereich Lastwagen auf der Langstrecke einzusetzen. Wann sich der Wasserstoff bei normalen Personenwagen durchsetzt, bleibt abzuwarten.
Wird sich die Rolle der Zulieferer in der Wertschöpfungskette verändern?
Ja, natürlich. Und wir beteiligen uns aktiv daran. Seit Jahren verfolgen wir den Trend, dass die Technologie immer komplexer wird und der Wertschöpfungsanteil der Zulieferer zunimmt. Mit unserer Modulkompetenz helfen wir unseren Kunden, alle Teile einer Baugruppe zu übernehmen und anschließend ins Fahrzeug zu integrieren. Zudem nehmen die Softwareanwendungen im Fahrzeug zu. Auf diesem Gebiet sehen wir uns gut gerüstet.
Wie stark ist das Unternehmen von der Halbleiterkrise betroffen?
Dank unserer Eigentümerstruktur gibt es eine große Loyalität zwischen Zulieferern und Kunden, was es so in anderen Regionen der Welt nicht gibt. Zudem unterhalten wir gute Beziehungen zu taiwanesischen und chinesischen Herstellern im Bereich Halbleiter.
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