Im Oktober tritt Annette Winkler als Smart-Chefin ab. Das ist seit Kurzem bekannt. Der Zeitpunkt sei gekommen, an die nächste Generation zu übergeben, ließ die 58-Jährige per Pressemitteilung aus der Daimler-Zentrale wissen.
Dieter Zetsche fand für das Energiebündel lobende Worte. Sie habe Smart, über viele Jahre "erfolgreich und nachhaltig geprägt". Der Daimler-Chef nannte sie eine "echte Unternehmerpersönlichkeit". So viel Lorbeeren gibt es selten.
Als die Noch-Smart-Chefin an diesem Morgen in Turin auf dem Kongress der Automotive News Europe, dem Schwesterblatt der Automobilwoche, auf die Bühne tritt, ist es ihr erster größerer öffentlicher Auftritt nach der Abschiedsbekundung. Von schwindendem Enthusiasmus ist jedoch keine Spur zu sehen.
Winkler stürmt geradewegs auf die Bühne. Schmettert dem Publikum ein "Good Morning!" entgegen. Spätestens jetzt sind alle hellwach.
So war sie schon immer: kraftvoll, mitreißend, groß gestikulierend - und ein bisschen schräg. Eine zarte Frau mit schmalen Schultern und schwarzer Mähne, auch mal mit Glitzerrobe auf großer Bühne.
Winkler ist immer aufgefallen und das wollte sie auch. "Manche nennen uns verrückt", sagt sie an diesem Morgen, "wir nennen es smart." Ihre Marke sei eben anders, radikal, sehr fokussiert. Sie habe immer Erste sein wollen. Das war sie als erster weiblicher CEO einer Automarke - und seit Kurzem erster CEO einer deutschen reinen Elektro-Auto-Marke. Dazu später mehr. Der Anspruch "be first" wurde zum Claim der Marke. Dabei hat es Smart unter Winkler immer geschafft, selbstironisch zu bleiben. So etwa im Spot "Offroad", in dem ein Smart versucht, Dünen zu erklimmen und durch ein Flussbett zu brettern. Er scheitert kläglich. Dann das Bild vom dicken SUV im Großstadtdschungel, der keinen Parkplatz findet, während der Smart mühelos in engste Lücken schlüpft.