"Wollen perspektivisch in den Fahrzeughandel einsteigen"

Im November ist aboDeinauto in Deutschland an den Start gegangen. Wo steht das Unternehmen nach knapp einem halben Jahr?

Alexander Thieme: Sowohl Händlergewinnung als auch der Vertrieb an die Endkunden ist sehr gut angelaufen. Die Nachfrage ist größer als erwartet. Wir wollten zu Beginn nicht zu schnell wachsen, sondern zunächst die Interessen von Händlern und Kunden verstehen.

Wie viel Abos haben sie also verkauft?

Im ersten Halbjahr haben wir eine dreistellige Zahl an Abos vermittelt. Im laufenden Jahr wollen wir die Tausender-Marke noch knacken. Im nächsten Jahr wollen wir 5000 bis 10000 Abos vermitteln.

Und wie viel Händler nutzen das Angebot?

Derzeit sind es fünf Partner. Fünf weitere Händler kommen in den nächsten Wochen hinzu, alle sind unter den Top-100-Händlern in Deutschland.

Das ist aber noch eine überschaubare Zahl.

Wir brauchen keine Hunderte Händler. Im Zweifel können wir mit zehn Händlern deutschlandweit alle Marken abdecken. Entscheidend ist ein gutes regionales Angebot. Wir wollen in jedem Ballungsraum präsent sein und bieten dann die Lieferung in mittlere und kleinere Städte an. Dafür sind wir auf einem sehr guten Weg.

Warum sollten sich Händler für aboDeinauto entscheiden?

Wir arbeiten direkt mit den Händlern zusammen. Die Gebrauchtwagen, die in ein Abo gehen, kaufen wir den Händlern ab. Damit sind sie das Risiko los.

Was machen Sie, wenn die Fahrzeuge zurückkommen?

Wir versuchen sie natürlich in ein weiteres Abo zu vermitteln. Klappt dies nicht, suchen wir nach Alternativen wie den Verkauf. Mit den Händlern haben wir immer auch eine Buy Back Option, die wir ziehen können.

Sie steigen in den Fahrzeughandel ein?

Perspektivisch auf jeden Fall. Wir arbeiten an diversen Konzepten, allerdings haben wir noch keine finale Entscheidung getroffen.

Werden Sie dann zum Wettbewerber für die Händler?

Das sehen wir nicht so. Wir haben eine europäische Vision. Wenn wir in den Handel einsteigen, werden wir europaweit aktiv. Mit dem Baloise-Konzern haben wir eine starke Mutter im Rücken. Das hilft uns. Wir haben Zugriff auf eine gute Finanzierung, das ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, den wir ausspielen werden.

Mit Sixt haben Sie Ende vergangenen Jahres eine Kooperation geschlossen. Was steckt dahinter?

Wir übernehmen Fahrzeuge aus der Mietflotte und geben sie an unsere Kunden ab.

Eigentlich vertreiben sich doch ältere Gebrauchte.

Das ist richtig – unsere jüngsten Gebrauchten überschneiden sich etwa mit den ältesten Fahrzeugen anderer Anbieter.

Damit kommen Sie in direkten Wettbewerb zu den Angeboten der Hersteller, die nun zunehmend auf den Markt kommen.

Durch den Einstieg der Hersteller bekommt der Abo-Markt zunächst weiteren Aufwind und wird bekannter. Im zweiten Schritt nimmt die Konkurrenz natürlich zu. Da muss jeder Anbieter sein Alleinstellungsmerkmal finden. Unseres sind Gebrauchtwagen. Die sind jederzeit verfügbar. Das ist ein entscheidender Aspekt im Abo-Geschäft.

Wann rechnen Sie mit einer Konsolidierung?

In zwei Jahren wird der Markt nicht mehr der gleiche sein.

Da bleibt Ihnen aber nicht viel Zeit.

In den nächsten 18 Monaten müssen wir stark wachsen. Unser Vorteil ist, dass wir nicht verkauft werden müssen, da wir zu einem starken Konzern gehören. Wir schauen uns eher auf dem Markt um.

Ist der finanzielle Hintergrund durch die Baloise der einzige Konzern-Vorteil?

Nein, als Teil des Mobility-Ökosystems der Baloise haben wir Zugriff auf viele zukunftsweisende Technologien und Services. Beispielsweise investiert die Baloise sehr viel in KI-Start-ups. Da geht es um dynamisches Pricing bei der Versicherung, Analyse von Mobilitätsverhalten, Fahrzeugverschleiß und vieles mehr. Am Ende können wir beispielsweise sagen, welche Marken und Modelle sich für ein Auto-Abo eignen.

Das Interview führte Christoph Baeuchle.

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