Tesla ist für seine hohe Personalfluktuation bekannt. Nun hat Jerome Guillen den Elektroauto-Hersteller verlassen. Der frühere Daimler-Manager war zuletzt für den Tesla Semi verantwortlich, der noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll. Was Guillen künftig machen wird, ist noch nicht bekannt. Aber mehrere frühere Vorstandskollegen sind der Autobranche treu geblieben.
Was Ex-Manager heute machen:
Wohin weht der Tesla-Feenstaub?
Peter Hochholdinger kam Mitte 2016 nach 22 Jahren bei Audi zu Tesla. Als Fertigungschef führte er das Unternehmen aus der Produktionshölle. Er schaffte es, die Produktion des Model 3 zu organisieren und Tesla vom Kleinserien- zum Volumenhersteller zu machen, einige nennen ihn deshalb den "Tesla-Retter". Ende 2019 verlies er das Unternehmen, inzwischen ist er Produktionschef des Konkurrenzunternehmens Lucid Motors. Dort schaffte er es "in Rekordzeit und während einer Pandemie", wie er selbst sagt, in der Nähe von Phoenix in Arizona eine Fabrik aufzubauen. In der Anfangszeit sollen dort 34.000 Autos pro Jahr vom Band laufen, die Kapazität kann aber bis auf 400.000 pro Jahr gesteigert werden.
Der Abgang von Jeffery Brian Straubel war vermutlich der schwerste Verlust für Tesla. Er gehörte zu den wichtigsten Mitstreitern von Elon Musk und hat Tesla seit der Gründung begleitet. Seine Begeisterung für Elektromobilität begann schon früher: Mehrere Jahre, bevor er zu Tesla kam, hatte er einen alten Porsche 944 zum E-Auto umgebaut und damit einen Beschleunigungsrekord aufgestellt.
Der Ingenieur war jahrelang Technikchef von Tesla, ihm verdankt Tesla unzählige Innovationen. Alle bisher vorgestellten Tesla-Modelle entstanden unter seiner Leitung. Wichtig war Straubels Expertise vor allem auf den Gebieten Batterietechnologie und Antrieb, außerdem hat er sich sehr für das Supercharger-Netzwerk eingesetzt. "Wenn wir uns 2003 nicht zum Mittagessen getroffen hätten, gäbe es Tesla heute nicht", sagte Elon Musk einmal. Beim diesem ersten Treffen der beiden ging es allerdings noch nicht um E-Autos. Straubel arbeitete damals für ein anderes Start-up und versuchte, Musk als Investor für die Idee von Elektro-Flugzeugen zu begeistern.
Ende Juli 2019 verließ er Tesla nach 15 Jahren und übernahm den Chefposten bei Redwood Materials. Zweck des Unternehmen ist das Recycling von Batterien. Straubel gehörte 2017 zu den Gründern. Er ist davon überzeugt, dass die Wiedergewinnung der wertvollen Rohstoffe der nächste wichtige Trend beim Thema Nachhaltigkeit ist. Das Ziel ist die möglichst vollständige Rückgewinnung der Rohstoffe, so dass ein geschlossener Kreislauf entsteht. Neben seiner Arbeit hält er Vorlesungen an der Stanford University, an der er selbst studiert hat, und hat gemeinsam mit seiner Frau eine Stiftung gegründet, die ebenfalls die Nachhaltigkeit fördert.
Peter Rawlinson war von 2009 bis 2012 Chefingenieur des Model S, des ersten Autos, das Tesla komplett selbst entwickelt hat. Umso schmerzhafter traf sein Abgang kur vor dem Serienanlauf das Unternehmen. Im Jahr 2013 heuerte er beim Konkurrenten Lucid Motors an, wo er 2019 den Vorstandsvorsitz übernahm. Das erste Modell, den Lucid Air, kündigt er vollmundig als "das beste Elektroauto der Welt" an. Als Luxuslimousine mit einer Reichweite von 644 Kilometern und einem Sprintwert von 2,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zielt der Lucid Air eindeutig auf das Tesla Model S. Wie bei der Konkurrenz soll es nicht bei einem Modell bleiben. Rawlinson plant weitere Modelle, auch kostengünstigere als den weit über 100.000 Dollar teueren Air.
Peter Carlsson war von 2011 bis 2015 Einkaufschef von Tesla. Seine Jahre dort bezeichnet er als "Himmel und Hölle zugleich". Nach der Zeit bei Tesla wollte er sich eigentlich mit Mitte 40 zur Ruhe setzen, um als Investor und Berater jungen Start-ups auf die Beine zu helfen. Stattdessen ist er nun Mitgründer, Aktionär und Chef von Northvolt, einem 2016 gegründeten Unternehmen, das in Europa Batteriezellen herstellen will. Bisher sind die europäischen Hersteller von E-Autos bei diesem extrem wichtigten Bestandteil der Fahrzeuge auf Zulieferer aus Asien angewiesen. Nur Tesla stellt in Kooperation mit Panasonic seine Batterien selbst her und betreibt Forschung auf diesem Gebiet.
"Wenn niemand etwas tut, wird Europa vollständig von asiatischen Zulieferern abhängig sein. Europa hat die Möglichkeit, sich um seine eigene Unabhängigkeit in Sachen Energie zu kümmern. Jetzt oder nie", sagte Carlsson in einem Interview mit der "Financial Times". Einen Schwerpunkt bildet bei Northvolt der Umweltschutz, das Unternehmen soll die grünsten Batterien der Welt bauen. Die erste Fabrik entsteht derzeit in Schweden, weil dort der Strom besonders günstig ist. Die Herstellung von Batterien kostet viel Strom, zudem ist das Lohnniveau in Europa hoch. Carlsson will das mit dem besonders günstigen Ökostrom ausgleichen, den sein Heimatland zu bieten hat. Die CO2-Emissionen von Northvolt sollen nur zehn Prozent dessen betragen, was bei der Batterieproduktion normalerweise anfällt. Die Produktion soll 2021 beginnen, eine weitere Fabrik in Deutschland ist geplant. Diese soll in Zusammenarbeit mit Volkswagen in Salzgitter entstehen.
Martin Eberhard und Marc Tarpenning haben Tesla am 1. Juli 2003 gegründet. Ihr Ziel: Der Bau eines elektronisch angetriebenen Roadsters. Zuvor hatten die beiden bereits gemeinsam ein anderes Start-up gegründet. Bei Tesla fungierte Eberhard als CEO und Tarpenning als Entwickler der elektrischen Systeme sowie als Finanzvorstand. Als Geldgeber kam wenig später Elon Musk hinzu. In den kommenden Jahren gab es immer häufiger Streit zwischen Musk und Eberhard, bis Eberhard die Firma schließlich im Herbst 2007 verließ.
Tarpenning ging im Jahr darauf, er arbeitet inzwischen als Berater für verschiedene Firmen. Eberhard fühlte sich aus der eigenen Firma gedrängt und verklagte Musk, es kam zu einer öffentlichen Schlammschlacht. Einige Monate später zog Eberhard die Klage zurück und beide sprachen hochachtungsvoll übereinander. Eberhard hat kurz für VW gearbeitet und die E-Auto-Entwicklung in den USA geleitet, war kurz bei Atieva, heute Lucid Motors, später gründete er das Start-up InEVit, das Batteriepakete für E-Autos entwickeln sollte und ein Jahr nach der Gründung vom E-Auto-Hersteller SF Motors übernommen wurde. Dort war Eberhard Chefentwickler und stellvertretender Chef, inzwischen hat er das Unternehmen aber wieder verlassen und ein neues Start-up namens Tiveni gegründet, das ebenfalls Batterien für Elektroautos entwickelt.
Tarpenning ist heute Investor und unterstützt Start-ups, die sich um Umweltthemen kümmern.
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