Die Lkw-Sparte:
Die Lkw-Sparte war in den vergangenen Jahren die einzige, die nicht so recht zünden wollte. Zwar waren die Gewinne ordentlich, doch der Absatz war 2016 regelrecht eingebrochen. Von den im Jahr 2015 rund 500.000 abgesetzten Einheiten ist der Konzern noch ein gutes Stück entfernt. Das vom ehemaligen Truck-Chef Wolfgang Bernhard ausgegebene Ziel von 700.000 verkauften Lkw im Jahr 2020 scheint kaum erreichbar. Doch es tut sich was. Martin Daum, der auf Bernhard folgte, ordnet den Geschäftsbereich gerade mit ruhiger Hand neu. Mit Hartmut Schick soll ein neuer Statthalter in Japan das Asiengeschäft auf Vordermann bringen. Auch in China wurde mit Sven Ennerst ein Manager auf Ebene eines Bereichsvorstands installiert, der die Partnerschaft mit dem Nutzfahrzeughersteller Foton beleben soll. Die gemeinsam produzierten Fahrzeuge der Marke Auman kamen kamen in der Vergangenheit nicht recht vom Fleck. Das soll sich ändern. Für weiteren Schub könnte die Entscheidung sorgen, in China künftig auch Mercedes-Lkw zu verkaufen.
Die Diesel-Thematik:
Hinzu kommen Risiken aus der Vergangenheit, die den Konzern noch belasten könnten. Dazu zählt vor allem die Diesel-Problematik. In den USA prüfen die Behörden mögliche Manipulationen bei den Abgaswerten. Parallel sind noch zahlreiche zivile Verfahren anhängig. Auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Vorwurfs des Abgasbetrugs. Ob es tatsächlich zu einer Anklage kommt und wie hoch die finanziellen Risiken sind, ist derzeit nur schwer abzuschätzen.
Die CO2-Front:
Ungemütlich könnte es auch bei den CO2-Zielen werden. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte bei der Motorshow in Detroit Anfang des Jahres, man könne nicht garantieren, die Ziele auch zu erreichen. Weniger Diesel-Fahrzeuge und der Trend zu schwereren SUV torpedieren die Bemühungen um eine rasche Reduktion der klimaschädlichen Gase. Sollte bis 2021 die Vorgaben der EU nicht erreicht werden droht eine saftige Geldbuße. Die wäre zwar angesichts der gut laufenden Geschäfte leicht verkraftbar. Der damit verbundene Imageverlust aber nicht.
Die Kartellverfahren:
Unkalkulierbar sind auch die Folgen zweier Kartellverfahren. Wegen Preisabsprachen mit andern Herstellern wie MAN, Renault oder Volvo hat Daimler bereits eine Milliarde Euro Strafe an die EU bezahlt. Nun kommen Hunderte zivilrechtlicher Klagen von Spediteuren hinzu, die Geld aus dieser Zeit zurückfordern. Zwar versucht sich Daimler in vielen Fällen gütlich mit den Geschädigten zu einigen. Doch der finanzielle Schaden im Nachgang gerichtlicher Entscheidungen könnte erheblich ausfallen.
Dies gilt auch für die Absprachen zwischen den Pkw-Sparten von Mercedes, BMW, VW, Audi und Porsche. Die Autohersteller stehen unter dem Verdacht, jahrelang geheime Absprachen um Technik und Kosten ihrer Fahrzeuge sowie Märkte und Strategien getroffen zu haben. Die EU-Kommission überprüft die Vorwürfe derzeit. Eine Beurteilung des Falls kann allerdings Jahre dauern. Weil Daimler auf das mögliche Kartell durch Selbstanzeige hingewiesen hat, könnte das Unternehmen hier straffrei ausgehen.
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