Witricity rechnet bald mit ersten Systemen

Das Thema induktives Laden nimmt Fahrt auf. Im Februar hatte das US-Unternehmen Witricity einige Technologieplattformen und Patente vom Wettbewerber Qualcomm Incorporated und Qualcomm Technologies übernommen. Damit besitzt Witricity nun mehr als 1500 Patente im Bereich der kontaktlosen Energieübertragung.

Die Technologie des Anbieters ermöglicht die kontaktlos Energieübertragung mittels Magnetic-Resonance. Dabei wird Energie durch magnetische Wechselfelder übertragen. Beim Ladesystem Drive wird ein Ladepad eingesetzt, das auf oder unter einer Parkfläche positioniert wird. Die Magnetic-Resonance-Technologie versorgt das darüber geparkte E-Fahrzeug mit Energie, ohne dass Kabel oder bewegliche Teile nötig sind.

Geladen werden können Fahrzeuge vom Sportwagen mit niedriger Bodenfreiheit bis hin zum SUV. Das System lässt sich sowohl als Bodenplatte auf dem Garagenboden einsetzen als auch unter dem Straßenbelag installiert, um kontaktloses Laden auf öffentlichen und gewerblichen Parkplätzen zu ermöglichen.

Bei WiTricity ist man davon überzeugt, dass sich durch die Integration der Qualcomm Halo-Technologie die Interoperabilität (Fähigkeit der Zusammenarbeit von verschiedenen Systemen) der Ladestationen mit verschiedenen Fahrzeugen weltweit vereinfachen lässt. Das gelte auch für die Ratifizierung des Standards und die Interoperabilität mit Fahrzeugen verschiedener Hersteller.

Peter Wambsganß, als Geschäftsführer für die Marktentwicklung von Witricity in Europa verantwortlich, erklärt, dass vor der Übernahme bei Automobilherstellern und Zulieferern eine gewisse Unsicherheit am Markt geherrscht habe, ob sie Lizenzen der beiden konkurrierenden Anbieter benötigen. Doch zwei Lizenzen hätten letztlich zu einer Verteuerung des Produkts geführt. „Diese Unsicherheit war nicht unbedingt förderlich für die Entwicklung des Marktes. Mit dem Schritt der Qualcomm-Halo-Übernahme haben wir diese Unsicherheit aus dem Markt genommen“, so Wambsganß im Gespräch mit Automobilwoche.

In den vergangenen Jahren hatte der Wettstreit um die beste Technologie alle Beteiligten allerdings viel Kraft gekostet. „Gerade mit Blick auf eine Standardisierung waren beide Unternehmen stark damit beschäftigt, diesen Wettbewerb auszutragen. Das hat die Standardisierung insgesamt auch verlangsamt“, bedauert Wambsganß. Der Manager rechnet damit, dass nun 2022 oder 2023 die ersten Produkte in Fahrzeugen verbaut sein werden. Voraussichtlich in Asien bei Anwendungen in der heimischen Garage.

Zwar führt Witricity viele Gespräche mit den Fahrzeugherstellern, doch die Autobauer legen das Thema Lizensierung lieber in die Hände ihrer Zulieferer. „So kommt es dazu, dass wir uns zwar auf der einen Seite mit den Fahrzeugherstellern unterhalten und uns über Machbarkeit und Technologie austauschen sowie ein gutes Systemverständnis entwickeln, der Zulieferer sich dann in der Regel aber um die IP- und Lizensierungsthemen kümmert.“

Wichtig für die Akzeptanz induktiver Ladesysteme ist für ihn unter anderem, dass sich die verschiedenen Standards in den Weltregionen nicht wesentlich voneinander unterscheiden. „Es ist jedem bewusst, dass hier nicht die gleichen Fehler gemacht werden dürfen wie beim konduktiven Laden. Das wäre für den Markt und die Akzeptanz solcher induktiven Ladesysteme mit Sicherheit nicht förderlich." Natürlich gebe es in den unterschiedlichen Regionen Eigenheiten, auf die man sich bei der Standardisierung einstellen müsse.

Noch aber ist die neue Technologie relativ teuer und wird voraussichtlich über die Premiumsegmente den Weg in den Markt finden. Witricity will aber nicht nur Lizenzen an seine Kunden verkaufen, sondern bietet mit dem Drive-11-Evaluation-System den Kunden eine Möglichkeit „um damit beispielsweise Demonstratoren aufzubauen oder aber auch beim Kunden entwickelte System gegen das Drive-11-System zu benchmarken“, erklärt Wambsganß. Teilweise werden die Kunden auch bei deren eigener Produktentwicklung beraten. Dafür legt Witricity seine Technologie den Kunden gegenüber offen einschließlich aller Konstruktionsunterlagen und der Software.

Zu den Kunden die Lizenzverträge von Witricity erworben haben, zählen unter anderem die Fahrzeughersteller Toyota und Honda sowie die Zulieferer Delphi und Mahle.

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Dazu aus dem Datencenter:

Ladepunkte in deutschen Städten Ende 2018