Sieben Jahre lang war Werner Lieberherr Chef des börsennotierten US-Luftfahrtunternehmens B/E Aerospace. Seit Anfang November ist der 58-jährige Schweizer Vorsitzender Geschäftsführer des Filterspezialisten in Ludwigsburg. Im Exklusiv-Interview mit der Automobilwoche spricht Lieberherr über seine Wachstumsziele und den Nachholbedarf in Asien.
Herr Lieberherr, Sie waren 16 Jahre lang in den USA. Mussten Sie lange überlegen, als das Angebot von Mann + Hummel kam?
Mir hat es in den USA sehr gut gefallen. Die Leute sind immer optimistisch. Auf der anderen Seite ist schon eine Polarisierung der Gesellschaft zu spüren. Im Herzen bin ich immer Europäer geblieben. Und da die Autoindustrie hoch attraktiv ist und alle Gespräche sehr gut liefen, ist die Entscheidung schnell gefallen.
Was ist ihr erster Eindruck?
Ich habe die letzten sieben Jahre ein börsennotiertes Unternehmen geführt und von Quartal zu Quartal gedacht. Insofern sehe ich es absolut positiv, dass hier eine längerfristige Planung möglich ist. Die Gespräche mit den Gesellschaftern waren sehr gut. Wir sind ein globales Unternehmen mit sehr gut ausgebildeten Mitarbeitern, die auch einen enormen Erfahrungsschatz mitbringen. Nicht umsonst ist Mann + Hummel führend bei Filtrationslösungen.
Wo wollen Sie Akzente setzen?
Wir haben die Führungsrolle in der Autoindustrie bei Filtern und machen hier über 90 Prozent unseres Umsatzes. Das wird auch noch lange so bleiben. Hier werden wir weiter massiv investieren. Natürlich sind auch die Umwelttechnologien und Life Sciences wichtige Standbeine. Dabei geht es aber darum, unsere Kernkompetenz der Filtration auf weitere Bereiche zu übertragen.
Aber es soll ja nicht alles bleiben, wie es ist, oder?
Nein, wir sind in den USA und Europa sehr gut aufgestellt. In Japan, China und Asien generell, da wollen wir noch deutlich stärker werden. Wir haben in China zwar sechs Standorte, aber es geht um die Frage, was die zu unseren Zahlen beitragen. Wir wollen und müssen mehr in Asien machen.
Was steht noch im Pflichtenheft?
Wir wollen auf jeden Fall profitabler werden. Wir haben hier Fortschritte gemacht, liegen aber immer noch bei einer Rendite von unter fünf Prozent. Hier werden wir uns kontinuierlich steigern. Cash erhöht den Spielraum für Zukäufe und für schlechtere Zeiten.
Viele Unternehmen der Autobranche haben ihre Prognosen in diesem Jahr nach unten korrigiert.
Mann + Hummel wird nach jetzigem Stand am Ende des Jahres 2018 bei einem Umsatzwachstum im niedrigeren einstelligen Bereich liegen. Ich sehe mit Blick auf 2019/2020 eine gewisse Abkühlung der Konjunktur kommen. Aber langfristig wollen wir stärker wachsen als der weltweite Automobilmarkt. Das Wachstum wird ein Mix aus organischem Wachstum und Zukäufen sein. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht.
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