Herr Balzer, was ist die Aufgabe eines Digital Scouts bei Audi?
Wir wollen die Welt von heute besser verstehen und daraus ein möglichst präzises Bild von morgen zeichnen. Dabei erforschen wir ganz unterschiedliche Facetten und Kundenbedürfnisse wie etwa städtische Mobilität, digitale Lebensräume, Nachhaltigkeit. Wir sprechen mit Kunden, vernetzen uns mit Start-Ups, arbeiten mit Universitäten zusammen, besuchen Digitalkonferenzen, nehmen Trends auf und integrieren die neuesten Methoden in unsere Arbeit. Immer mit dem Ziel, Audi auf dem Weg zur digitalen Premiummarke weiterzubringen.
Wie groß ist Ihr Team und aus welchen Disziplinen besteht es?
In Peking sind wir mit unserem Kernteam zu zehnt. Wir sind ein recht junges Team – ich bin mit meinen 37 Jahren der zweitälteste – von Ingenieuren, Datenspezialisten und klassischen Marktforschern. Darüber hinaus arbeiten wir auch mit so genannten Trend Receivern zusammen. Das sind Leute mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, die ein sehr feines Gespür für Trends in ihrem Umfeld haben, sie schneller erkennen und reflektieren als andere. Das Alles hilft uns, die Zukunft besser zu verstehen.
Nehmen wir den neuen A8 – woran erkennt ein Kunde dort die Ergebnisse ihrer Arbeit?
Im neuen A8 gibt es eine Taste, mit der der Fahrer Funktionen aktivieren kann, die wir künftig unter dem Begriff „Audi AI“ bündeln. Wir haben geholfen, das Logo für diesen Dachbegriff zu evaluieren. Audi AI umfasst besonders intelligente Funktionen, die selbstlernend sind und Situationen antizipieren können. Wir wollten natürlich wissen, ob die Kunden die Visualisierung auf Anhieb verstehen, welche Assoziationen sie damit spontan verbinden. Das ist ein kleiner Ausschnitt unserer Arbeit, der aber für jeden sichtbar ist.
Worin unterscheiden sich die Bedürfnisse chinesischer Kunden in punkto Digitalisierung von denen der europäischen oder amerikanischen?
Die chinesischen Kunden sind noch digitaler. Das Smartphone spielt für sie eine elementare Rolle. Darüber wird eingekauft, sich informiert – gerade ist z.B. Bikesharing via App in Peking ein Riesenthema. Grob geschätzt würde ich sagen, dass in Peking zwei Drittel der Leute ihr Portemonnaie nur noch einmal die Woche in die Hand nehmen. Sie bezahlen quasi ausschließlich per Smartphone über WeChat. Das Smartphone ist also nicht nur der Schlüssel zu sozialen Netzwerken, sondern auch zu Shopping und Individualisierung. Ich denke, diese Entwicklung sehen wir bald auch in Europa. In China entwickelt sich nur alles ein Stück schneller als anderswo.
Kann man als Digital Scout auch mal offline sein?
Ja, natürlich. Das schätze ich auch sehr. Ich lese sehr gerne ein analoges Buch. Es ist toll connected zu sein, aber genauso schön ist es, auf sich konzentriert und offline zu sein. Man muss das Beste aus beiden Welten für sich miteinander verbinden.
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