Die Verhandlungen über die neuen VW-Verträge werden spannend. Zwar sind bisher nur die europäischen Rahmenbedingungen bekannt, doch bereits diese sehen eine Vielzahl von Änderungen vor. Einige stoßen im deutschen Handel auf Widerstand, so beispielsweise, dass VW sich - wie befürchtet - das Recht vorbehalten will, das Großkundengeschäft bei großen europäischen Kunden selbst zu übernehmen.
"Wir werden das Thema Großkundengeschäft wie unseren Augapfel hüten, denn es ist ein extrem wichtiger Ertragsbringer – nicht nur für die großen Händler", sagte Dirk Weddigen von Knapp, Vorsitzender des deutschen Händlerverbands der Automobilwoche. Er betont aber auch, dass es noch zu früh sei, die Pläne abschließend zu bewerten. "Was VW jetzt genannt hat, sind die europaweiten Rahmenbedingungen für viele unterschiedliche Märkte. Das muss nun auf die nationalen Bedingungen und Verträge heruntergebrochen werden." Erst dann sei eine Beurteilung möglich.
"Wir wissen noch nicht, wo es Spielraum für Verhandlungen gibt", so der Verbandschef. Die Gespräche über die konkreten Vertragsentwürfe sollen Ende Oktober, spätestens Anfang November beginnen. Dann wird es sicher auch um die Margenreduzierung gehen. Der den Händlern gewährte Rabatt im Fahrzeugeinkauf (Marge) soll um im Schnitt ein Prozent sinken. Dies soll durch Kosteneinsparungen von im Schnitt zehn Prozent aber mehr als ausgeglichen werden, so dass die Zielrendite von zwei Prozent im Handel erreicht werde.
"Man muss sehen, ob die Rechnung 'ein Prozent weniger Marge gegen Kostenreduzierungen' aufgeht", sagt Weddigen von Knapp dazu. "Auch hier kommt es auf die Details an." Unter anderem will Stackmanndie IT-Prozesse verbessern und Standards entschlacken.
Positiv nahm Weddigen von Knapp auf, Stackmann Probleme mit den IT-Systemen offen einräumte. "Ich freue mich, dass das Problem erkannt ist, aber ich bin erst zufrieden, wenn der Hersteller die Ausfälle abstellt und dafür ist ein massiver Fortschritt notwendig und das wird wohl leider noch einige Zeit dauern", sagte der Verbandschef und machte klar: "Wir fordern weiterhin Ersatz für den durch die Ausfälle entstandenen Schaden."
Der Händlerverbandschef hatte nach seiner öffentlichen Kritik an VW viel Gegenwind aus Wolfsburg erhalten, doch er hält weiter an seinem Vorgehen fest: "Der Gang an die Öffentlichkeit hat den Konzern sensibilisiert, genau auf die Themen des Handels zu schauen. Es gibt einen großen Rückhalt im Verband fürunser Vorgehen. Das wurde uns in Mainz eindrucksvoll bestätigt." Auf der dortigen Jahrestagung hatte sich Weddigen von Knapp sowohl für die Vertragsverhandlungen als auch zum Thema Ersatz für die Belastungen aus der Dieselaffäre das Mandat der Verbandsmitglieder geben lassen.
In den Verhandlungen ist also ein durchaus selbstbewusster Verband zu erwarten. Neue Verträge hält man ohnehin für unnötig: "Wir sind erstaunt, dass VW in so unruhigen Zeiten die Verträge kündigt und neue schließen will. Das bringt unnötige Unruhe. Es wäre klüger gewesen, die alten Verträge weiterzuentwickeln, wie von uns vorgeschlagen", sagt Weddigen von Knapp und fügt hinzu: "Aber das war die Entscheidung des Herstellers."
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