Continental nimmt den Platz neben Delphi in der BMW-Kooperation mit Intel und Mobileye ein, um die Plattform für autonomes Fahren zu entwickeln. Ist da Platz für zwei so große Zulieferer?
Natürlich. Denn wir können Dinge, die Delphi nicht kann, um umgekehrt. Continental ist Systemintegrator und darum immens wichtig, um die Plattform zu industrialisieren und die Tür zu öffnen für andere Automobilhersteller.
Das heißt, Continental fungiert als Magnet für andere Hersteller, die sich sonst womöglich nicht für diese Plattform entschieden hätten?
Vielleicht, aber da müssen wir aber abwarten. Was ich aber sagen kann ist: Wir steuern zur Kooperation das Know-How bei, was ihr bislang bei der Integration der Plattform-Komponenten fehlt. Das sind zum einen "Fahrer-Analyse-Funktionen", um genau zu erkennen, wie es dem Fahrer geht. Zudem werden wir in der Kooperation als Systemintegrator dafür verantwortlich sein, Schnittstellen zu prüfen und zu testen, Software zu integrieren, Szenarien zu simulieren und abzusichern. Das alles steuern wir als Komplettpaket in die Kooperation.
Die BMW-Plattform ist aber nicht der einzige Kooperationspartner von Continental bei Projekten zum autonomen Fahren.
Stimmt, wir kooperieren zusätzlich mit Baidu in China. Da geht es vor allem um die Vernetzung im Fahrzeug, aber auch um Mobilitätsdienstleistungen. Ziel ist aber auch hier, das automatisierte und autonome Fahren zu treiben.
Was glauben Sie, werden wir denn künftig noch mit Autos durch Städte fahren? Oder ändert sich mit neuen Mobilitätskonzepten und Bedürfnissen auch die Art der Fahrzeuge?
Ich bin davon überzeugt, dass Autos irgendwann komplett aus den Städten verschwinden werden. Die Menschen, die dort leben, wollen eine saubere und leise Umgebung. Wir werden bis zu einem gewissen Punkt vor die Innenstadt mit unseren Fahrzeugen fahren – vielleicht noch selbst, vielleicht aber auch autonom – dann aber steigen wir um auf öffentliche Verkehrsmittel, die im Idealfall elektrisch und autonom durch die Innenstädte fahren.
Wie sehen solche Fahrzeuge dann aus?
Sogenannte People-Mover wie der Cube ("Continental Urban mobility Experience", Anm. d. Red.) könnten diese Mobilitätsangebote übernehmen. Diese Kleinbusse fahren keine vorgegebene Route mehr wie ein Bus es heute macht, sondern bringen die Menschen ganz individuell ans Ziel. Das spart Zeit, ist stressfrei und macht Menschen mobil, die es vielleicht sonst nicht wären. Ich denke da an eine alternde Gesellschaft. Alte Menschen können durch individuelle Mobilität wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – das bringt enorme Lebensqualität.