Herr Simmer, Seat will im Bereich Vernetzung führend im VW-Konzern werden. Wie ist das Thema strategisch aufgehängt?
Seit gut einem Jahr gibt es das Digitalisierungsteam. Das bedeutet nicht, dass es vorher bei Seat keine Digitalisierung gab. In der Forschung und Entwicklung, im Marketing und in der Produktion wurde in Sachen Digitalisierung viel gemacht, aber man hat nicht ausreichend miteinander geredet. Deswegen hat der Vorstand im März 2016 entschieden, eine Digitalisierungseinheit zu gründen. Die hängt aber nicht alleine an einer Person, wie in anderen Unternehmen am CDO. Auf Basis unserer Erfahrungen wurde entschieden, ein Dreiergespann zu etablieren. Es gibt drei Säulen: Connected Car und Future Mobility, Kundenerlebnis und Geschäftsentwicklung.
Wie arbeitet dieses Easy Mobility-Team, wie Seat-Chef Luca de Meo es nennt?
Wir haben ein Gremium gegründet, das sich alle vier Wochen trifft. Daran nehmen unsere Vorstände aus Forschung und Entwicklung, Finanzen und Vertrieb, plus Luca de Meo teil. Das ermöglicht uns, dass wir extrem schnell Entscheidungen treffen können. Der Vorteil ist: Alle drei fühlen sich dadurch für das Thema Digitalisierung mitverantwortlich und jeder schiebt es an. Die anderen Konzernmarken haben so etwas nun auch etabliert.
Wie möchte sich Seat positionieren?
Es gibt momentan vier Tendenzen in der Autoindustrie: Elektrifizierung, autonomes Fahren, Connected Car und Urban Mobility. Im Bereich Connected Car möchten wir im Konzern führend werden. Das bedeutet nicht, dass wir die gesamte Technologie selbst entwickeln, aber dass wir intelligente Interpretationen für uns umsetzen. Es wird auch einen Punkt geben, an dem man mit Dritten zusammenarbeitet und ein individualisiertes Kundenerlebnis anbieten kann.
Was ist aktuell das Spannende daran?
Das ist das erste Mal, dass sich der Automobilsektor öffnet und man ein Partner-Ökosystem erstellen oder zusammen etwas entwickeln kann. Es gibt Open Source-Coding, es gibt SDKs (Anmerkung der Redaktion: Software Development Kits) oder APIs (Application Programming Interface). Man muss nicht alles selbst machen, sondern kann mit Partnern zusammenarbeiten, so dass der Kunde ein ähnliches Erlebnis hat, wie er es vom Smartphone gewohnt ist.
Wo zieht man die Grenze: Was macht man selbst, wo holt man sich Dritte ins Boot?
Wir entscheiden nach dem Grundsatz: "Make-Team-Buy". Entweder machen wir es selbst, arbeiten mit jemandem zusammen, der bereits eine Lösung anbietet oder wir kaufen eine Lösung, die bereits funktioniert. Das kann bei neuen Mobilitätskonzepten oder auch bei Apps für das Fahrzeug der Fall sein.
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