Wenn es ums Autofahren geht, wird Harald Krüger emotional: Er liebt es. An diesem Eindruck lässt der BMW-Chef keinen Zweifel, als er an diesem Sonntagnachmittag vor 1500 Gästen auf der Digitalkonferenz DLD in München auf der Bühne sitzt.
"Wenn Sie an einem Abend mit blauem Himmel in Bayern in die Berge fahren, ob mit einem Elektro- oder Verbrennungsmotor, und das macht Ihnen keinen Spaß? Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen", sagt der BMW-Chef.
In Zeiten, in denen neue Technologien die Autoindustrie erfassen und ihr einen radikalen Wandel abverlangen, pocht Krüger einmal mehr auf die Emotionalität – egal ob das Fahrzeug ein Verbrenner, ein Hybrid, ein Elektroauto oder ein autonom fahrendes Auto ist. Krüger verspricht: "Das Gefühl, einen BMW zu fahren, bleibt immer."
BMW ist neben Daimler und Audi einer der weltweiten Treiber beim autonomen Fahren. In Unterschleißheim hat der Münchner Autobauer ein eigenes Entwicklungszentrum für die Technologie gebaut. 1000 Entwickler und Ingenieure arbeiten hier, auf 2000 Mitarbeiter will Krüger das Zentrum noch erweitern. 2021 will BMW mit seinem iNext ein Fahrzeug mit einem selbstfahrenden Autobahnpilot auf den Markt bringen. Bis zu 130 Stundenkilometer soll er selbständig fahren – der Fahrer wird derweil zum Passagier und kann sich anderen Dingen widmen.
Nicht nur heute, sondern auch in Zukunft will Krüger mit BMW zu den führenden Autobauern gehören. "Dafür kämpfen wir hart", sagt er. BMW habe sich deshalb einem kompletten Strategiewandel unterzogen, der den Kunden, und nicht mehr das Produkt im Fokus hat. "Wir wissen, was der Kunde will und was nicht – und wenn er etwas nicht will, bieten wir es ihm auch nicht an", sagt Krüger.
BMW weiß so genau über seine Kunden Bescheid, weil der Hersteller vor vier Jahren gemeinsam mit Microsoft begonnen hat, die Kundenbedürfnisse auf einer Plattform im BMW-Backend zusammenzuführen. Mittlerweile sind vier Millionen Kunden auf der Plattform registriert. "Das macht uns vom Autohersteller zu einem Tech-Konzern", sagt Krüger. BMW rekrutiere mehr Software-Ingenieure als Mechaniker. "Als ich damals bei BMW anfing, war es genau umgekehrt", so der Konzernchef.
Diese Entwicklung müsse aber auch sein, denn: "Wir befinden uns in einem 'Technologie-Krieg': Nicht jede Firma wird überleben." Die Entscheidungen für die Zukunft, die müssten heute getroffen werden. "Wer weiß, wie viele elektrische Fahrzeuge BMW im Jahr 2023 in Russland verkaufen wird?", fragte Krüger. Es könnten 10, aber vielleicht auch 10.000 sein. Für beide dieser Entwicklungen müsse man sich heute wappnen um gut aufgestellt zu sein für die Zukunft.
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