Wie soll der Gebrauchtwagenhandel künftig laufen?
Online. Die Niederlassungen hatten vor zehn Jahren bis zu 100Gebrauchtwagen nebeneinander aufgereiht. Übrigens alle in der gleichen Farbe, ungefähr mit dem gleichen Kilometerstand. Dafür brauchte man eine entsprechende Ausstellungsfläche. Das ist heute nicht mehr nötig. Das Auto ist ein geprüftes Produkt. Man kann es auch online kaufen. Wenn gewünscht, können es die Kunden Probe fahren. Aber wir brauchen nicht mehr die Fläche, auf der eine Vielzahl ähnlicher Produkte in derselben Umgebung gezeigt wird.
Es wird also weniger Glaspaläste geben?
Wir werden mehr kleinere Verkaufsräume haben. Und sie werden digitaler. Wir haben auch gesehen, dass sich Pop-up-Stores rechnen. Wir haben weltweit viele Kurzzeitverträge, etwa sechs Wochen in einem Einkaufszentrum. So erreichen wir ganz neue Zielgruppen. Wir gehen dorthin, wo die Kunden sind. Wir müssen uns auf flexiblere Strukturen vorbereiten.
Kommen wir zu China. Fragen die Kunden dort inzwischen auch nach Rabatten?
Der chinesische Markt begann sich bereits Ende 2014 zu normalisieren. Dazu gehört auch eine Intensivierung des Wettbewerbs. Teil der Normalisierung ist auch, dass der Gebrauchtwagenhandel beginnt, den es zuvor nicht gab. Damit erreichen wir eine ganz neue Zielgruppe.
Gibt es einen Markt mit ähnlichem Potenzial wie China?
Ich glaube nicht, dass es weltweit aktuell einen Markt gibt, der das gleiche Potenzial hinsichtlich der Wachstumsraten hat.
Auch nicht Indien?
In Indien wurden 2015 im gesamten Premiummarkt gut 30.000 Autos verkauft. In China mehr als zwei Millionen. Die Bevölkerungszahl ist ähnlich, aber vor allem die Infrastruktur ist nicht vergleichbar.
Mercedes holt auf, der US-Markt schwächelt. Wird BMW am Ende des Jahres global noch führender Premiumhersteller sein?
Das kann man von vielen Seiten betrachten. Mercedes und BMW liefern sich vielleicht im Moment ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber wir befeuern das Volumen nicht um jeden Preis. Auf Group-Level sind wir mit Mini, und das sind ebenfalls Premiumfahrzeuge, weit voraus. Ist die Marktführerschaft auf Markenebene das Einzige, was wir anstreben? Nein. Wäre es schön? Ja. Aber es muss im Verhältnis zu unseren anderen Zielen wie der Profitabilität stehen.
Thema Elektromobilität: Warum geht es so schleppend voran?
Die Elektromobilität muss sich weiterentwickeln, und die Kunden honorieren es, wenn die Regierungen diese Entwicklung fördern. Die Förderung sollte finanzieller Art sein und auf die Infrastruktur bezogen sein. Das Land, das bei Elektromobilität immer genannt wird, ist Norwegen. Die norwegische Gesellschaft hat sich für Elektromobilität entschieden und dafür viel getan. Sie haben die Steuern auf Elektroautos abgeschafft, Infrastruktur aufgebaut und die Busspuren für E-Fahrzeuge geöffnet. Dadurch haben E-Autos dort inzwischen einen Anteil von über 20 Prozent. In Deutschland beginnen wir gerade erst mit einem Programm.
Wird sich der Markt durch die Prämie verändern?
Die Prämie wird sicherlich helfen, die Akzeptanz von elektrifizierten Autos zu verbessern und schneller eine kritische Masse von E-Fahrzeugen zu erreichen – das ist gerade für den weiteren Aufbau der Ladeinfrastruktur sehr wichtig.
Auch langfristig?
Ja. Reichweite und Infrastruktur werden mit der Zeit besser werden. Viele Kunden hadern auch mit der Technik, weil sie nicht wissen, wie sich die Restwerte entwickeln werden.
Hat BMW mit seiner Modellpalette genug anzubieten?
Wir haben uns dafür entschieden, in jeder Modellreihe auch Plug-in-Hybride auf den Markt zu bringen. Wir haben im ersten Halbjahr 2016 mehr Plug-in-Hybride verkauft als im Gesamtjahr 2015, sie waren in ganz Europa ausverkauft. Die Zahl der Hybride wird noch steigen, und zugleich wird die Entwicklung der rein elektrischen Fahrzeuge weitergehen. Der BMW Siebener als Plug-in-Hybrid, der seit September im Markt ist, ist bereits das siebte elektrifizierte Modell.
Das nächste Fahrzeug von BMW i soll der iNext sein. Was wird ihn von anderen Elektroautos von BMW unterscheiden?
Im iNext wollten wir viele Dinge unterbringen. Zum einen die nächsten Generationen von Batterien und Motoren, aber auch die Technologie für autonomes Fahren und das Interieur der Zukunft. Für uns steht das„i“ weiterhin klar für Innovation.
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