Wieder Vorkäufe aufgrund der zweiten WLTP-Umstellung

Im August 2019 wurden in Deutschland 313.748 Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Rückgang von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat – bei einem Arbeitstag weniger als vergangenes Jahr.

Nach acht Monaten steht damit das zweitbeste Neuzulassungsergebnis seit dem Jahr 2000 zu Buche. Nur im Jahr 2009, dem Jahr der Verschrottungsprämie, gab es mehr neu zugelassene Pkw auf Deutschlands Straßen.

Was auf den ersten Blick unspektakulär aussieht, zeigt, dass es auch in diesem Jahr zu erheblichen vorgezogenen Neuzulassungen gekommen ist.

Ein Rückblick: Der August 2018 war der höchste August aller Zeiten (+25 Prozent gegenüber August 2017) und geprägt von enormen vorgezogenen (gewerblichen) Neuzulassungen aufgrund der Einführung der ersten Stufe von WLTP.

Dies und eine zusätzliche mangelnde Verfügbarkeit vieler Modelle führten dann in den Folgemonaten zu deutlich niedrigeren Neuzulassungen.

Das Ergebnis des diesjährigen August ist ein Indiz dafür, dass auch hier viele Neuzulassungen vorgezogen worden sind. Gegenüber dem unbeeinflussten August 2017 lagen die Neuzulassungen 24 Prozent im Plus und waren 31 Prozent höher als die eines mittleren August der Jahre 2000 bis 2018.

Im vergangenen Jahr litten die Neuzulassungen der Monate September bis Dezember nicht nur unter den vorgezogenen Zulassungen, sondern zusätzlich unter der mangelnden Verfügbarkeit einer Vielzahl von Modellen.

Das Ergebnis war, dass die negativen Effekte in den verbleibenden vier Monaten größer waren als das Plus aus den vorgezogenen Zulassungen.

Erst Anfang dieses Jahres konnten diese Neuzulassungen nachgeholt werden. Wird es dieses Jahr genauso sein? Oder haben Hersteller die Situation soweit im Griff, dass das Plus aus Juli und August ausreicht, um eine geringere Verfügbarkeit in den verbleibenden vier Monaten zu kompensieren?

Auf der anderen Seite könnte es auch zusätzliche positive Impulse geben. Ab 2020 gelten die neuen, herstellerspezifischen Grenzwerte für den CO2-Ausstoß. Es könnte sein, dass viele Hersteller ihre CO2-starken Pkw bis Jahresende verstärkt als vorgezogene Neuzulassungen in den Markt drücken.

Das hätte für sie den Vorteil, dass diese Fahrzeuge 2020 bei der Berechnung des CO2-Flottenausstoßes nicht berücksichtigt würden. Sind die starken Wachstumsraten der SUVs im Juli (plus 16 Prozent) und August (plus elf Prozent) bereits ein Anzeichen dafür, oder ist es eine normale Marktentwicklung?

Bei den vielen Fragezeichen ist eine Prognose für die verbleibenden vier Monate sehr unsicher und hauptsächlich durch Herstelleraktivitäten geprägt, weniger durch konjunkturell bedingtes Nachfrageverhalten.

Unter der Annahme, dass die im Juli und August vorgezogenen Zulassungen ausreichen, um die Nachfrage nach noch nicht WLTP-2-zertifizierten Fahrzeugen zu kompensieren, und dass es zu keinen nennenswerten Vorkäufen wegen des CO2-Grenzwertes in den verbleibenden vier Monaten kommt, erwartet die Automobilwoche für 2019 ein Neuzulassungsergebnis von 3,47 Millionen Pkw. Simulationen zeigen aber, dass es eine plausible Bandbreite zwischen knapp 3,45 Millionen und etwas über 3,5 Millionen gibt.

Im August lagen die privaten Neuzulassungen 0,5 Prozent unterhalb des Vorjahresmonats. Der Anteil lag mit 32,7 Prozent in etwa auf dem Wert des Vorjahresmonats.

Die gewerblichen Neuzulassungen gingen im August 2019 nur um ein Prozent zurück. Auch dieser geringe Rückgang zeigt den Effekt der vorgezogenen gewerblichen Neuzulassungen. Der August 2018 brachte für die gewerblichen Zulassungen ein Rekordergebnis, das knapp 25 Prozent über dem des Vorjahres lag.

Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw gingen im August um 8,2 Prozent zurück, ihr Anteil verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Punkte auf 30,2 Prozent.

Der durchschnittliche Dieselanteil in einem August lag in den Jahren 2000 bis 2018 bei über 40 Prozent. In der Spitze (2012) betrug er 47,6 Prozent.

Die Neuzulassungen der Benziner gingen im August um zwei Prozent zurück. Sie kamen auf einen Marktanteil von 61,4 Prozent nach 62,1 Prozent im Vorjahr.

Die Zulassungen von Pkw mit alternativen Antrieben stiegen in Summe um 57 Prozent, der Marktanateil erhöhte sich dadurch auf 8,5 Prozent nach 5,3 Prozent im Vorjahr.

Das meiste Volumen bei den alternativen Antrieben haben die normalen Hybride. Sie kamen mit 16.732 Neuzulassungen auf fast 79 Prozent mehr als im Vorjahresmonat und machten 63 Prozent aller alternativen Antriebe aus.

An zweiter Stelle lagen die reinen Elektro-Pkw mit 5001 Neuzulassungen. Das ist gut das Doppelte des vergangenen Jahres, aber die hohen Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auf Monatsebene keine großartige Dynamik gibt.

Die Plug-in-Hybride kamen auf 3120 Neuzulassungen, fast doppelt so viel wie Flüssig- und Erdgas-Pkw in Summe.

Die Gewinne und Verluste gegenüber dem Vorjahr auf Markenebene sind aufgrund der Verfälschungen nur bedingt aussagefähig.

Die höchsten Zuwächse der Top-15-Marken verbuchten Ford (plus 27,5 Prozent) und Mercedes mit plus 22 Prozent.

Die größten Verluste mussten Renault (minus 26,7 Prozent) und VW (minus 17,1 Prozent) hinnehmen.

Auffällig ist, dass Opel (plus 1,5 Prozent) nur Platz acht belegte, hinter Seat (Platz sieben, plus 5,9 Prozent) und Skoda (Platz fünf, plus 13,8 Prozent).

Die Top-drei-Marken waren im August dieses Jahres VW, Mercedes und Audi. Ford kam auf Rang vier, BMW belegte hinter Skoda Rang sechs.

Etwas aussagefähiger ist der Vergleich mit dem unverfälschten August 2017. Hier zeigt sich, dass bis auf BMW und Opel alle Top-15-Marken ein deutliches Plus aufweisen.

Die größten Zuwächse gab es bei Seat (plus 103 Prozent) und Dacia (plus 85 Prozent). Auch VW und Audi, beide mit niedrigeren Zulassungen als im August 2018, weisen gegenüber August 2017 deutlich mehr Neuzulassungen auf. Bei VW sind es plus 21 Prozent, bei Audi sogar plus 30 Prozent.

Auf Segment-Ebene verloren insbesondere die Kompaktwagen (Golf-Klasse) mit minus 11,6 Prozent (Marktanteil: 18,9 Prozent) und büßten auch ihre Vormachtstellung ein.

Die SUVs kamen mit plus elf Prozent auf einen Rekord-Marktanteil von 22,2 Prozent und lagen zum zweiten Mal nach September 2018 an der Spitze der KBA-Segmente.

Im August machten SUVs und Geländewagen fast ein Drittel (32,2 Prozent) aller Neuzulassungen aus. Das ist der höchste Wert aller Zeiten.

Der CO2-Ausstoß der gesamten Neuzulassungen lag bei 157,6 g/km und damit 0,6 g/km niedriger als im Vormonat.

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